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Fünf Jahre nach dem Weltsozialgipfel in Kopenhagen hat in Genf eine Sondertagung der UN-Generalversammlung über soziale Entwicklung stattgefunden, um die Fortschritte seit dem Kopenhagener Gipfel zu prüfen. Ein vom Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) und Lutherischen Weltbund (LWB) koordiniertes Beobachter-Team nannte die auf der Genfer Versammlung gefassten Beschlüsse einen "nur minimalen Fortschritt". Zwar einigte sich die Genfer Versammlung auf Empfehlungen, bis zum Jahr 2015 überall kostenlose Grundschulausbildung für Mädchen und Jungen zu gewährleisten und die Zahl der in absoluter Armut lebenden Menschen zu halbieren. Sie empfahl auch größere Schritte zur Minderung der Schuldenlast für Entwicklungsländer. Jedoch, so Joy Kennedy, der Sprecher des ökumenischen Teams, ist die Versammlung keinerlei Verpflichtung eingegangen, auch die Mittel zum Erreichen dieser Ziele zur Verfügung zu stellen. "Wir sehen keinerlei Anzeichen für eine Umkehr des (Abwärts-) Trends bei der staatlichen Entwicklungshilfe, wir sehen keinerlei Anzeichen für eine weitere Öffnung der (der Märkte) für die Waren aus Entwicklungsländern."
Auch die Kernforderung des ökumenischen Teams nach einer Besteuerung des internationalen Devisentransfers (die vom Nobelpreisträger James Tobin vorgeschlagene sogenannte Tobin-Tax) scheiterte am Widerstand der USA, Japans und Australiens. Besonders erzürnt waren das ökumenische Team und Vertreter anderer nichtstaatlicher Organisationen (NGO) über einen zu Beginn der Versammlung von UN-Generalsekretär Kofi Annan präsentierten Bericht "Für eine bessere Welt", der gemeinsam von der UN, der OECD, der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds verfasst worden ist. Demonstrativ warfen NGO-Vertreter diesen Bericht in den Papierkorb. ÖRK-Generalsekretär Konrad Raiser warf Kofi Annan vor, sich an einem "Propagandamanöver für die internationalen Finanzinstitutionen zu beteiligen, deren Politik weithin als die Wurzel vieler schwerwiegender sozialer Probleme gesehen wird, mit denen die Armen in aller Welt konfrontiert sind".
In Argentinien überlegt die sozialdemokratische Regierungskoalition unter Präsident Fernando de la Rua, ob sie die Strukturanpassungsmaßnahmen nach Empfehlungen des Internationalen Währungsfonds fortführen soll. Nach ihrem Wahlsieg Anfang des Jahres musste die Regierung drastische Sparmaßnahmen einleiten, weil sie von der Vorgängerregierung unter Carlos Menem ein Haushaltsdefizit von elf Milliarden US-Dollar geerbt hatte. Unter anderem hat sie die Besoldung von Staatsbeschäftigten um 12,5 Prozent gekürzt. Als Folge der Strukturanpassungsmaßnahmen ist die offizielle Arbeitslosenquote auf 15,4 Prozent (Vorjahr 13,8 ) gestiegen. Ebenfalls offizielle Schätzungen gehen aber davon aus, dass mindestens 120.000 Menschen inzwischen die Suche nach einem Arbeitsplatz aufgegeben haben, weil sie keine Chance für eine Beschäftigung mehr sehen. Rund 7 Millionen Beschäftigte zahlen so gut wie keine Beiträge an die Sozialversicherung, weil sie mit ihrer Entlohnung nicht mehr auskommen. Das könnte zur Folge haben, dass in 20 Jahren nur noch die Hälfte der Arbeitnehmer einen Anspruch auf Rente hat. Inzwischen zeichnet sich auch ein brain drain ab: Viele gut ausgebildete Akademiker, die in Argentinien keine Arbeit in ihrem Fachgebiet bekommen, verlassen das Land.
Das argentinische Parlament hat mit Zustimmung aller Fraktionen ein Gesetz verabschiedet, das den Leitern öffentlicher und privater Schulen untersagt, schwangeren Schülerinnen den Besuch des normalen Unterrichts zu verbieten. In vielen Ländern ist es zur Abschreckung üblich, schwangere Schülerinnen von der Schule zu verweisen. Das neue argentinische Gesetz bezeichnet solche Praxis als diskriminierend und verfassungswidrig. Die Gesetzesvorlage war von der Abgeordneten der Regierungspartei, Adriana Puiggros, eingebracht worden. Es gebe kein Prinzip, so Puiggros, das zur Rechtfertigung dienen könne, einer Schülerin das Recht auf Bildung zu verweigern und sie schutzlos zu lassen.
Kurz nach Veröffentlichung der Nachricht, dass Wissenschaftler in den USA und Großbritannien die menschlichen Erbanlagen (Genom) vollständig entschlüsselt hätten, hat das Stadtparlament von Buenos Aires eine Verordnung beschlossen, die eine Diskriminierung aufgrund von genetischen Informationen verbietet. Arbeitgeber, private Gesundheitsdienste und Versicherungsunternehmen dürfen keine Gentests von Bewerbern verlangen. Ferner dürfen Ergebnisse genetischer Tests nicht ohne die Zustimmung der betroffenen Person oder einen Gerichtsbeschluss veröffentlicht werden.
Bolivianer, die nach Argentinien eingewandert sind und im Umfeld von Buenos Aires Gemüse anbauen, sind in letzter Zeit wiederholt angegriffen und mit Drohanrufen belästigt worden. Ein Bolivianer wurde mit einem Elektro-Schlagstock gefoltert. Die Bauern haben gut 40 Hektar Land in der Nähe von Buenos Aires gepachtet und spielen bei der Gemüseversorgung der Hauptstadt eine bedeutende Rolle. Mehr als 70 Fälle solcher Angriffe wurden bislang angezeigt. In den meisten Fällen ermittelt Staatsanwalt Juan Jose Maraggi, der inzwischen auch schon selbst Drohanrufe erhalten hat. Einzelne Verdächtige, darunter Polizisten im Ruhestand wurden bereits vernommen. Der Verdacht richtet sich jedoch auch auf Mafia-Kreise, die den Obst- und Gemüsemarkt von Escobar kontrollieren und möglicherweise die Bolivianer aus dem Geschäft drängen wollen. Der örtliche Bischof und Caritas-Vorsitzende Monseior Rafael Rey vermutet Landspekulationen als Hintergrund. Die Bolivianer fürchten aber offenbar eine Rückkehr nach Bolivien noch mehr als die Angriffe. "Für meine Kinder bin ich bereit, alles zu ertragen," erklärte einer der Einwanderer gegenüber der Presse.
Die Regierung der Malediven wehrt sich dagegen, vom UN Komitee für Entwicklungspolitik (CDO) aus der Gruppe der ärmsten Entwicklungsländer herausgenommen und in die Gruppe (normale) Entwicklungsländer eingestuft zu werden. Nach den vom Komitee aufgestellten Kriterien (Pro-Kopf-Einkommen, Sozialprodukt und dergleichen) müsste das eigentlich geschehen. Dann hätte das Land aber keinen Anspruch mehr auf besonders zinsvergünstigte Kredite, Zollvergünstigungen und Schuldenerlaß durch Weltbank, Internationalen Währungsfonds, OECD und andere internationale Finanzierungsorganisationen. Die Regierung verweist darauf, dass die finanziellen Statistiken ein falsches Bild zeichneten. Bei der sozialen Entwicklung (human resource development) liege das Land noch weit unten. Außerdem sei die Wirtschaft durch das katastrophale Korallensterben höchst gefährdet, weil der Tourismus eine wesentliche Einnahmenquelle sei. Nach dem Einspruch der Malediven vertagte der Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen (ECOSOC) die Entscheidung über eine höhere Einstufung auf Juli kommenden Jahres.
Insgesamt 198 Millionen US-Dollar Budgethilfe will der Internationale Währungsfonds (IWF) innerhalb der nächsten drei Jahre für Kenia bereitstellen. Vor drei Jahren hatte der IWF seine Hilfe mit dem Hinweis auf bad governance (schlechte Regierungsführung, eine diplomatische Bezeichnung für Korruption) eingestellt. Ob es inzwischen weniger Korruption gibt, müsste Kenia allerdings erst noch beweisen. Bislang sind jedenfalls noch keine "großen Fische" rechtskräftig verurteilt worden. Und Ende Juli hat das Parlament mit der Mehrheit der Regierungspartei aus einem Bericht über Korruption bei öffentlicher Auftragsvergabe Namen einflussreicher Personen gestrichen. Oppositionelle Gruppen in Kenia kritisierten die Wiederaufnahme der IWF-Hilfe scharf.
Nepal will seine 14 National- und Wildparks mit einer Art Fernstraßennetz für das Wild untereinander verbinden. Dazu sollen baumbestandene "Öko-Korridore" dienen, durch die das Wild zwischen den Parks hin- und herwandern kann. Die Artenvielfalt soll so geschützt und dem Schrumpfen der Waldflächen entgegengewirkt werden. Die nepalesische Regierung hat mit dem World Wide Fund for Nature (WWF) ein Abkommen geschlossen, durch einen Öko-Korridor im Westen des Landes mehrere Parks untereinander und mit einem Schutzgebiet im Norden Indiens zu verbinden. Dazu wollen Nepal und Indien ein Gebiet beiderseits der Grenze im Terai-Tiefland im Süden Nepals wieder aufforsten. Die isoliert voneinander liegenden Parks hatten bisher einen Wildwechsel zwischen diesen verhindert. Das hatte eine Degenerierung des Genpools zur Folge, der zur Arterhaltung nötig ist. Seit 1990 ist die bewaldete Fläche Nepals von einem Drittel auf ein Fünftel geschrumpft. Mittlerweile lebt ein Drittel der 23 Millionen Nepalesen auf ehemals bewaldeten Flächen.
Die Volksrepublik China will auf einem Hochplateau in Tibet, das die Quellgebiete des Yangtse-Flusses, des Gelben Flusses und des Oberen Mekong umfasst, ein Naturschutzgebiet mit einer Fläche von 236.000 Quadratkilometern einrichten. Im Zentrum des geplanten Reservats liegt ein 10.000 Quadratkilometer großes Feuchtgebiet mit zahlreichen Seen, das vom Ministerium für Wissenschaft und Technologie in Peking als "Chinas Wasserbank" bezeichnet wird, weil ein Großteil der chinesischen Bevölkerung von der Wasserversorgung aus den drei Flüssen abhängt. Das Ministerium sagt, die Einrichtung des Naturschutzgebiets solle šberweidung, Wilderei, die Umwelt verseuchendes Goldschürfen und den Raubbau an medizinischen Pflanzen bekämpfen. Solche Aktivitäten gefährden bereits die biologische Vielfalt, führen zur Bodenerosion und dadurch zu Ablagerungen in den Flüssen und beschränken dadurch die Speicherfähigkeit des Gebiets für Regenwasser. Tibets Exilregierung des Dalai Lama betonte, dass es noch eine andere Ursache für den sinkenden Wasserstand, die Versalzung von Böden und den Verlust an biologischer Vielfalt in dem Gebiet gebe: ein von China für die Elektrizitätsversorgung der Stadt Lhasa gebauter Stausee.
Als Militärs sich im Oktober 1999 in Pakistan an die Macht putschten, verurteilte die britische Regierung den Coup scharf und fror Entscheidungen über Rüstungsexporte an das Land ein. Inzwischen hat Großbritannien den Rüstungsexport an Pakistan "für einen engen, klar definierten Bereich an Ausrüstungen", so der britische Staatsminister für Auswärtige und Commonwealth-Angelegenheiten, Peter Hain, wieder aufgenommen. Zwanzig Exportlizenzen seien für Marine-Ersatzteile, für die Entsorgung von Bomben und Güter für zivile Endverbraucher vergeben, dagegen Anträge auf 26 andere Lizenzen abgelehnt worden.
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch kritisiert die Politik der Regierung Burundis gegenüber der Hutu-Landbevölkerung. Die Organisation hat eine Studie herausgegeben, in der die Folgen der Zwangsumsiedlungen in Burundi analysiert. Der in Englisch erschienene Bericht ist unter der Internetadresse www.hrw.org/reports/2000/burundi2/ veröffentlicht. In Burundi bildet die Volksgruppe der Hutu die Mehrheit der Bevölkerung, die Regierung wird aber von der Volksgruppe der Tutsi kontrolliert. Im Kampf gegen Hutu-Rebellen hatte die Regierung die Bevölkerung aus dem Hügelland zwangsweise in sogenannte "Umsiedlungslager" oder "geschützte Orte" umgesiedelt, die um die Hauptstadt Bujumbura herum gruppiert sind. Dadurch hoffte die Regierung, den Rebellen die freiwillige oder auch erzwungene Unterstützung durch die Bevölkerung entziehen zu können und sie von Angriffen auf die Hauptstadt abzuhalten. Gleichzeitig sollte die Regierungsarmee bei der Verfolgung von Rebellen weniger Rücksicht auf die Zivilbevölkerung zu nehmen müssen. Dennoch konnten die Regierungstruppen die Rebellen nicht entscheidend schlagen. Diese konnten sich im Gegenteil in den verlassenen Hügelgebieten verschanzen. Die Bevölkerung in den Umsiedlungscamps aber war zahlreichen šbergriffen von Regierungssoldaten ausgesetzt. Der ehemalige Präsident Südafrikas, Nelson Mandela, der in dem Bürgerkrieg vermittelt, nannte die Umsiedlungscamps "Konzentrationslager". So unter Druck gesetzt, hat Burundis Präsident Pierre Buyoya zugesagt, dass die Camp-Bewohner bis Ende Juli 2000 in ihre Heimatdörfer zurückkehren könnten. Zu diesem Zeitpunkt waren aber erst wenige der Lager aufgelöst.
Der UN-Sicherheitsrat hat auf
Antrag der USA das Mandat für
die 12.440 Blauhelm-Soldaten in
Sierra Leone vorerst bis zum 8.
September verlängert. Der UN-Generalsekretär
Kofi Annan
hatte dagegen eine sechsmonatige
Verlängerung und Aufstockung
des Kontingents um
4000 Soldaten beantragt.
Der Rat nahm ferner einstimmig eine Resolution an, die Kofi Annan ermächtigt,
Gespräche mit der Regierung Sierra Leones über die Einrichtung eines
Tribunals aufzunehmen. Vor dieses Gericht sollen
Kriegsverbrecher und Verbrecher gegen die Menschlichkeit während des
Bürgerkriegs in Sierra Leone gestellt werden.
Der Norwegische Flüchtlingsrat, der in Freetown, Sierra Leone, Waisenkinder betreut, hatte eine Jugend-Fußballmannschaft zu einem Gastspiel nach Norwegen eingeladen. Die Jugendlichen sollten in Norwegen Anregungen bekommen und nach ihrer Rückkehr andere Jungs und Mädchen begeistern. Aber 21 der 23 Jugendlichen verschwanden bald nach der Ankunft in Norwegen. Sechs haben mittlerweile Asyl beantragt. Während des Bürgerkriegs in Sierra Leone haben die Rebellen der RUF zahlreiche Jugendliche zwangsrekrutiert. Wer sich weigerte, wurde mit Macheten verstümmelt.
Als Irak Kuwait besetzt hatte, haben Kuwaits Führer begrüßt, dass auch Frauen auf die Straße gingen und gegen die Invasion protestierten. Jetzt nutzen die Frauen solche Protestformen, um für ihre eigenen Rechte zu kämpfen. Sie organisieren Märsche zu den Büros der lokalen mukhtars (Führer), um sich dort als Wählerinnen registrieren zu lassen. Die mukhtars haben Anweisung von der Regierung bekommen, die Frauen direkt zur Polizei zu schicken. In den Polizeiwachen wird den Frauen Tee serviert, man nimmt ihr Anliegen zu Protokoll und schickt sie dann nach Hause. Die Demonstrantinnen argumentieren, die Verfassung Kuwaits von 1961 verbiete die Diskriminierung von Frauen; die Verweigerung des Wahlrechts sei damit verfassungswidrig. Offenbar sieht es der junge Herrscher von Kuwait ähnlich. Im Juni 1999 hatte er eine königliche Verordnung erlassen, die Frauen bei den nächsten Wahlen passives und aktives Wahlrecht geben sollte. Die Vorlage wurde aber von der Gesetzgebenden Versammlung mit 32 zu 30 Stimmen abgelehnt. Andere arabische Staaten haben Frauen inzwischen ein wenig mehr Rechte eingeräumt. In Katar dürfen Frauen bei Gemeindewahlen wählen und kandidieren, in Oman dürfen sie in der den Emir "Beratenden Versammlung" Mitglied werden. Bahrain hat erstmals einer Frau die Leitung einer Botschaft übertragen. Sogar in Saudi Arabien dürfen Frauen inzwischen die "Beratende Versammlung" beobachten, wenngleich nur von einer abgetrennten Gallerie aus. Kuwaits Frauenrechtlerinnen fürchten, dass die Parlamentarier einen Kompromiss mit den Islamisten suchen und den Frauen zwar das passive, aber nicht das aktive Wahlrecht gewähren könnten.
Indien will nach fünf Jahren Vorbereitungszeit jetzt Anspruch auf den Kontinentalsockel vor seiner Küste erheben. Der Anspruch umfasst rund eine Million Quadratkilometer bisher internationaler Gewässer in der Arabischen See und der Bucht vor Bengalen, an denen Indien strategische Interessen hat. Damit erhielte Indien nach der UN Seerechtskonvention von 1995 eine ausschließliche Wirtschaftszone bis zu einer Entfernung von rund 2000 Kilometern vor der Küste, innerhalb derer Indien exklusive Rechte auf Fischerei, Meeresbergbau, Ölförderung und militärischer Seemanöver hätte. Alle Handelsschiffe, die die erweiterten indischen Gewässer durchkreuzen wollen - zur Zeit sind das viele aus Pakistan und Afghanistan -, müssten dann eine Genehmigung von Indien einholen. Die indischen Gewässer würden dann im Westen an die von Pakistan, Oman und Jemen (bis zum unterseeischen Carlsberg-Gebirge zwischen Arabischer See und Indischem Ozean) grenzen, im Osten an die von Bangladesch, Birma, Thailand und Indonesien sowie im Süden an die von Sri Lanka. Sri Lanka müsste jedoch zunächst selbst Ansprüche auf den eigen Kontinentalsockel erheben und sich mit Indien über den genauen Grenzverlauf einigen. Die Seerechtskonvention gibt dem Land bis zum Jahr 2005 Zeit, seine mit Fakten untermauerten Ansprüche dem aus 21 Mitgliedern bestehenden Kabinett der Konvention zur Abstimmung vorzulegen.
Eine Änderung der Medienpolitik der herrschenden Taliban-Miliz in Afghanistan scheint bevorzustehen. Einer offiziellen Verlautbarung zufolge erwägt die Miliz, Fernsehsendungen wieder zuzulassen. Das Programm soll sich jedoch auf Sendungen beschränken, die zur Förderung des Islam geeignet sind. Derzeit lehnt die Miliz alle Formen der Unterhaltung ab, sogar Musiksendungen im Rundfunk. Endgültig wird Mullah Omar, der Führer der Miliz entscheiden, ob das Fernsehen wieder erlaubt wird. Eine generelle Liberalisierung der Politik bedeutet die geplante Aktion offenbar nicht. Die Taliban haben nämlich fast gleichzeitig eine Verordnung erlassen, dass Frauen - ausgenommen im Gesundheitswesen - nicht mehr für ausländische Vertretungen und nichtstaatliche Organisationen arbeiten dürfen.
Die Nahrungsmittel-Nothilfe erreichte im Jahr 1999 eine Rekordhöhe. Als Folge einer größeren Zahl militärischer Konflikte und einer Reihe von Naturkatastrophen musste das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) seine Hilfslieferungen kräftig aufstocken. 89 Millionen Menschen erhielten Hilfe vom WFP. Das ist eine Steigerung von 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. In 35 Ländern gab es Hungersnöte. Während akute Krisen Schlagzeilen machen, so WFP-Direktorin Catherine Bertini, gebe es andere Regionen mit langfristigem Bedarf an Hilfe, die leicht in Vergessenheit gerieten. So gebe es beispielsweise in Mittelamerika zahlreiche Menschen, die noch immer unter den Folgen des Hurrican Mitch litten. Ihre Häuser hätten sie verloren, ihre Ernten seien vernichtet und Felder zerstört. "Das sind Probleme, mit denen diese Menschen noch viele Jahre leben müssen."
Wirtschaftsplaner in Swasiland denken wehmütig zurück an Zeiten, in denen Südafrika während der Apartheid internationalen Sanktionen unterlag. Denn die Apartheid war gut für Swasilands Wirtschaft. Das kleine Nachbarland der Republik Südafrika und Mosambik konnte während dieser Zeit große Gewinne verzeichnen, das Bruttoinlandsprodukt stieg und ausländisches Kapital investierte stark in Swasiland. Das hat sich geändert: "Der Rückgang ausländischer Investitionen ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass die Sanktionen gegen Südafrika aufgehoben wurden. Dies hat das Wirtschaftwachstum Swasilands stark geschwächt", heißt es jetzt im Jahresbericht 1998/99 der Swazi Central Bank.
Die 41. Aktion Brot für die Welt vom 1. Mai 1999 bis zum 30. April 2000 hat ein Spendenergebnis von 128,8 Millionen DM erbracht, eine Steigerung von 6,2% gegenüber der letzten Aktion. Die Direktorin von Brot für die Welt, Pfarrerin Cornelia Füllkrug-Weitzel, brachte bei der Präsentation dieses Ergebnisses ihre Freude darüber zum Ausdruck, dass in den neuen Bundesländern nach Jahren des Rückgangs nun wieder eine Steigerung des Spendenergebnisses zu verzeichnen ist. Sie hob außerdem die Rolle der Freikirchen hervor, die mit großem Engagement dazu beitragen, dass Brot für die Welt eine Aktion mit breiter ökumenischer Basis ist.
Schwerpunkte der Förderungen des Hilfswerkes sind Selbsthilfeprojekte in der Landwirtschaft, Ausbildungs- und Bildungsarbeit, Gesundheitsfürsorge sowie Menschenrechtsarbeit. Bei der Gesundheitsversorgung bildet die Unterstützung im Kampf gegen AIDS einen Schwerpunkt. Dazu, dass AIDS in vielen Kirchen und bei vielen anderen Partnern im Süden immer noch ein Tabuthema ist, stellte Füllkrug-Weitzel fest. "Wir als christliche Hilfsorganisation müssen die Partnerkirchen in jeder möglichen Weise überzeugen und ermutigen, das Schweigen zu brechen."
Kritisch äußerte sich Füllkrug-Weitzel zu dem Bundeswehreinsatz bei der Überschwemmungskatastrophe in Mosambik. Es wäre nicht sicher, wo das Geld für diesen extrem teuren und vergleichsweise wenig effektiven Einsatz hergenommen werden sollte, so Füllkrug-Weitzel: "Gegen die Fluten in Mosambik hätte es - lange von der Regierung Mosambiks geforderte, von den westlichen Ländern finanziell aber nicht unterstützte - Vorsorgemaßnahmen gegeben."
Seit dem 22. Mai 2000 ist der Evangelische Entwicklungsdienst (EED) als gemeinnütziger Verein im Vereinsregister Bonn eingetragen. Damit ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem gemeinsamen evangelischen Entwicklungswerk getan. Im EED wird die Arbeit von Dienste in Übersee, Evangelischer Zentralstelle für Entwicklungshilfe, Kirchlichem Entwicklungsdienst sowie der Arbeitsbereich Ökumenisch-Missionarischer Weltdienst des Evangelischen Missionswerkes in Deutschland integriert.
Vorstandsvorsitzender Konrad von Bonin schreibt im ersten Arbeitsbericht des EED, der Ende Juli veröffentlicht wurde: "Der begonnene Integrations- und Konsultationsprozess hat gezeigt, wie fruchtbar schon der intensive Erfahrungsaustausch ist. Das Zusammenwachsen in einem gemeinsamen Werk ist eine große Chance, es führt aber auch zu Belastungen, besonders für diejenigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die jetzt von Stuttgart, Hamburg oder Hannover nach Bonn umziehen müssen. Ich bin trotz aller Belastungen zuversichtlich, dass das Zusammenwachsen gelingt. Gut wäre es, wenn dabei der Geist der Solidarität, der unsere Arbeit trägt, auch im eigenen Hause Stil, Ton und Handeln untereinander bestimmen könnte."
Der Arbeitsbericht enthält außerdem einen Beitrag des EED-Aufsichtsratsvorsitzenden Landesbischof Christian Krause zum Thema "Evangelischer Entwicklungsdienst: Ein neues Werk entsteht", eine ausführliche Darstellung der Aufgaben des EED im Rahmen der "Weltweiten Partnerschaft der Kirchen", kurze Porträts der EED-Vorstandsmitglieder, Berichte über die Arbeit der Werke und Einrichtungen, die im EED aufgehen, sowie eine Übersicht über finanzielle Entwicklung des letzten Jahres. Daraus geht u.a. hervor, das die Einzahlungen für den Kirchlichen Entwicklungsdienst im Jahre 1999 um 4,5 Millionen DM über denen des Vorjahres lagen.
In einem Studientext zum Thema "Mission im Kontext der Armut" setzt der Grundsatzreferent des Evangelischen Missionswerkes in Deutschland (EMW), Dr. Klaus Schäfer, sich dafür ein, "die große Herausforderung der Armut wieder auf die Tagesordnung der Missionstheologie zu bringen". Er ruft in dem Papier in Erinnerung, dass die Frage des kirchlichen Engagements für die Armen und der Option Gottes für die Armen die Debatte der achtziger Jahre zu Fragen der Missionstheologie entscheidend geprägt haben.
Schäfer stellt fest, dass die Kirchen in Deutschland in jüngster Zeit der Frage der Mission im eigenen Lande größere Aufmerksamkeit widmen. Er konstatiert aber "eine gewisse wechselseitige Isolierung von Evangelisation und sozialer Aktion... Zwar weisen die Kirchen in Deutschland eine beachtliche diakonische und gesellschaftliche - wie auch entwicklungsbezogene - Tätigkeit auf, doch wird das selten mit den Stichworten Mission und Evangelisation in Zusammenhang gebracht."
Schäfer bedauert, dass "die Frage der Armut - und damit die Lebenswirklichkeit vieler Menschen in der Welt, auch in Deutschland - heute so wenig im Blick der Mission ist". Die "Gute Nachricht für die Armen" und der Ruf zur Umkehr und Erneuerung seien eine Explikation des Evangeliums, die den Menschen zugemutet werden müsse. Das Engagement für das "Reden von Gott" müsse "auch die soziale und gesellschaftliche Realität der Menschen berücksichtigen, wenn sie denn wirkliche - und damit auch erfolgreiche - Rede vom Evangelium her sein will". Am Ende des Studientextes schreibt Klaus Schäfer: "Ohne Solidarität mit den Menschen wird die Mission wenig glaubwürdig sein!"
Nach 25 Jahren beendete Ulrich Frey seine Tätigkeit als Geschäftsführer der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden e.V. (AGDF) in Bonn, in der 34 christliche Organisationen zusammenarbeiten, die Freiwilligendienste und Workcamps anbieten und in der Bildungs- und Friedensarbeit aktiv sind. Bei der Feier zur Verabschiedung von Frey in den Ruhestand stellte AGDF-Vorsitzender Klaus Wilkens am 27. Juni fest: "Was die AGDF seit 1972 beschäftigt und umgetrieben, was sie bewegt und angestoßen hat, ist ohne Ulrich Frey nicht zu denken." Zu den Schwerpunkten der Arbeit der AGDF gehört die Entwicklung der ökumenischen Friedensarbeit in Deutschland, in letzter Zeit vor allem die Entwicklung und Umsetzung von Konzepten ziviler Konfliktbearbeitung.
In der Arbeit der Evangelischen Zentralstelle für Entwicklungshilfe (EZE) bilden die Sicherung der sozialen Menschenrechte sowie die Versöhnungsarbeit in politischen und ethnischen Konflikten einen Schwerpunkt. Dies geht aus dem Bericht der EZE über die Arbeit im vergangenen Jahr hervor. So wurden die Bemühungen zur gewaltfreien Konfliktbearbeitung im Gebiet der Großen Seen Afrikas (Kongo, Ruanda und Burundi) 1999 intensiviert. Außerdem bemüht die EZE sich, die Menschenrechts- und Friedensanliegen der Partner in der Lobby- und Advocacy-Arbeit im eigenen Land zur Geltung zu bringen.
Die EZE hat 1999 insgesamt 282 Projekte mit 162,6 Millionen DM gefördert. Bedingt durch zurückgehende Zuschüsse des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit ging das Bewilligungsvolumen im letzten Jahr um 1,75% zurück. Die Zuschüsse des BMZ sind mit 89% der größte Einnahmeposten der EZE, gefolgt von 9% vom Kirchlichen Entwicklungsdienst.
Das Spendenaufkommen der Christoffel-Blindenmission hat sich auf 73 Millionen DM erhöht, zwei Millionen mehr als im Vorjahr. Dies geht aus dem Anfang Juli vorgelegten Jahresbericht hervor, aus dem auch zu ersehen ist, dass CBM in mehr als 100 Ländern in der Dritten Welt und in Osteuropa tätig ist. CBM engagiert sich in der Kampagne "Vision 2020 - Das Recht auf Augenlicht", die von der Weltgesundheitsorganisation WHO und mehr als zwanzig international tätigen Hilfsorganisationen getragen wird. Ziel der Kampagne ist es, dass in zwanzig Jahren niemand mehr blind sein soll, dessen Augenlicht erhalten oder operativ wieder hergestellt werden kann. Die Kampagne wurde in Deutschland durch Bundesministerin Heidemarie Wiezorek-Zeul eröffnet. Sie wird von zahlreichen Persönlichkeiten unterstützt, u.a. von der Hälfte der Bundesminister, bekannten Sportlern und Künstlern. Zu den weiteren CBM-Aktivitäten gehört die Beteiligung an der Erlassjahrkampagne. Mit einer Postkartenaktion zum Thema "Schulden machen blind" wurde darauf aufmerksam gemacht, dass die Verschuldung der Entwicklungsländer auch Behinderungen wie Blindheit zur Folge hat.
Im letzten Jahr hat CBM 9,7 Millionen Menschen medizinisch betreut, mehr als 220.000 erhielten eine schulische und berufliche Förderung. Im Jahresbericht wurden außerdem 341.000 Star-Operationen ausgeführt, mehr als doppelt so viele wie Anfang der neunziger Jahre. Möglich wurde dies durch Gesamteinnahmen von 95,2 Millionen DM, wobei die Erbschaften und Vermächtnisse mit 10,3 Millionen DM nach den Spenden die größte Einnahmeposition sind.
Die World Association for Christian Communication (WACC) feierte Ende Juni in London ihr 25-jähriges Bestehen mit einem Seminar zum Thema "Kommunikation und die Globalisierung der Armut". In den Beiträgen und Diskussionen wurde herausgestellt, dass Verarmung nicht nur ein ökonomischer Prozess ist, sondern auch ein geistiger Prozess ist, und entsprechend der Widerstand dagegen nicht nur auf ökonomischem Gebiet stattfinden kann. Es wurde deutlich, welche Rolle Kommunikation im Kampf gegen die vorherrschende und für eine andere Globalisierung haben kann. Der WACC-Zentralausschuss, der ebenfalls in London tagte, wählte den kanadischen Kommunikationsexperten Randy Naylor zum neuen Generalsekretär der Organisation. Er tritt die Nachfolge von Carlos Valle aus Argentinien an. Zu den deutschen WACC-Mitgliedern gehört das Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik. Die finanzielle Förderung der WACC-Arbeit aus Deutschland erfolgt vor allem über das Kommunikationsreferat des Evangelischen Missionswerkes.