Der Umgang mit dem Tod, die Art der Bestattung und die Friedhöfe sagen viel über die Kultur von Menschen und Völkern. Für viele "moderne" Menschen in den Industriegesellschaften ist der Tod ein Tabu. Man sucht ihn zu verdrängen, die Bestattung wird einem einschlägigen Unternehmen übergeben, öffentlicher Schmerz und Trauer sind auf wenige Momente auf dem Friedhof beschränkt, die Grabpflege ist eine lästige Pflicht.
Andere Kulturen sehen den Tod keineswegs nur als punktuellen Moment, sondern als Prozess des Übergangs von der Welt der Lebenden ins Reich der Nicht-mehr-Lebenden. Man hat auch den Toten gegenüber noch Pflichten und kommuniziert auf vielfältige Weise mit ihnen. Auch die Verstorbenen selbst gestalten dieses Beziehungsfeld mit.
Während sich in den teilweise säkularisierten Ländern der westlichen Gesellschaften des Nordens immer mehr Menschen einäschern und viele auch anonym bestatten lassen, spielen Beerdigungen in anderen Teilen der Welt eine wichtige Rolle im sozialen Leben. Manchenorts sind Friedhöfe auch Stätte der Kommunikation und gesellschaftlicher Ereignisse. An bestimmten Tagen versammelt man sich dort, man gedenkt der Toten, und in verschiedenen Kulturen feiert man auch mit den Verstorbenen.
Sowohl dort, wo der Tod tabuisiert wird, als auch dort, wo er mit Verpflichtungen gegenüber Familie und Gesellschaft verbunden ist, lassen sich mit Bestattungen gute Geschäfte machen. Wer überraschend den Tod eines Angehörigen verkraften muss, wird selten kaltblütig mit den einschlägigen Instituten verhandeln. Manchenorts gibt es einen regelrechten Wettbewerb um Leichen. Und die Verpflichtung, eine aufwändige Trauerfeier zu veranstalten und eine möglichst große Zahl von Gästen zu bewirten, kann sich für arme Familien auch zu einer lange währenden Belastung entwickeln. Deshalb gehört "Sterbegeld" zum Leistungskatalog von Versicherungen, deshalb sparen arme Menschen in informellen Zirkeln gemeinsam an.
DIE REDAKTION