Schlechte Bezahlung und miserable Arbeitsbedingungen haben den Beruf unattraktiv gemacht
Fast überall auf der Welt, insbesondere aber in den armen Ländern, fehlen qualifizierte Lehrkräfte. Der einst geachtete Beruf des Lehrers erscheint vielen Menschen nicht mehr attraktiv. Die miserable Bezahlung und die mancherorts katastrophalen Arbeitsbedingungen haben dazu geführt, dass die Zahl der Lehrer mit dem Anstieg der Schülerzahlen nicht mehr Schritt hält. Das Ziel, bis zum Jahr 2015 "Bildung für alle" zu gewährleisten, rückt damit in weite Ferne.
von Richard Halperin und Bill Ratteree
Warum gibt es immer weniger Lehrer und warum wollen immer weniger Menschen Lehrer werden? Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) und die Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur der Vereinten Nationen (UNESCO) mussten in einer 2002 veröffentlichten Studie feststellen, dass auch verstärkte (und erfolgreiche) Versuche, mehr Lehrer zu mobilisieren, bisher der Krise nicht Herr werden konnten. Aus ihrer Erhebung geht hervor, dass das ohnehin chronisch schwelende Problem sich in vielen Entwicklungsländern in den letzten Jahren noch verschlimmert hat. So schätzt die UNESCO in einer neuen Studie, dass bis 2015 etwa 15 bis 30 Millionen zusätzliche Grundschullehrer benötigt werden, allein in Afrika südlich der Sahara drei Millionen. Aufgrund des demographischen Drucks und um in den Grundschulen die Quote der Schulabbrecher zu verringern, bemühte man sich seit 1990 sehr, neue Lehrer anzuwerben. Bisher gelang es jedoch nicht, die Lücken mit qualifizierten Lehrern aufzufüllen. Dieser Mangel gefährdet in allen Ländern die ehrgeizigen Ziele des Programms "Bildung für alle" bis 2015.
Sehr wenige Länder der Welt bleiben verschont vom Trend zur Abkehr vom Lehrberuf. Sowohl fertig ausgebildete Lehrer wie auch Personen, die den Beruf ernsthaft in Erwägung gezogen hatten, nehmen lieber eine andere Tätigkeit auf. Es gibt vor allem vier wesentliche Ursachen für den Rückzug aus einem Beruf, der einst als einer der edelsten angesehen wurde und mit einem hohen Status verbunden war.
Erstens bleibt die Krise unbeachtet, weil noch immer die irrige Vorstellung weit verbreitet ist, dass praktisch jeder unterrichten kann (aufgrund der Lebenserfahrung, die Menschen als Eltern oder als Arbeitnehmer gewonnen haben), oder dass es irgendwie immer Menschen geben wird, die für das Unterrichten zur Verfügung stehen. Das liegt daran, dass viele sich nicht im Klaren darüber sind, wie viel Ausbildung der Lehrberuf erfordert und welche beruflichen Standards für einen qualitativ wirklich hochwertigen Unterricht erforderlich sind. Schlimmer noch: Manche internationalen Organisationen haben Programme gefördert, die die Ausbildungsstandards senken und in einer zunehmenden Anzahl von afrikanischen Ländern Universitätsstudenten als sogenannte Freiwillige mit nur sehr geringen Vorbereitungen einstellen und ihnen lediglich die Hälfte der Gehälter von qualifizierten Lehrern zahlen, manchmal sogar noch weniger.
Berufliche Standards, Kompetenzen und Fähigkeiten müssen ständig durch berufliche Weiterbildung aufgefrischt werden - lebenslang. Doch solche Vorkehrungen für Lehrer werden praktisch nirgends ausreichend finanziert und sind nicht allgemein zugänglich, vor allem in den finanzschwachen ärmeren Ländern. Der Mangel an Investitionen in die Lehrerausbildung wiederum führt dazu, dass Lehrer nur schlecht vorbereitet sind und sehr viele von ihnen weder die notwendigen Fähigkeiten noch das berufliche Engagement für hohe fachliche wie auch ethische Standards besitzen.
Da überrascht es nicht, dass in vielen Entwicklungsländern durch das negative Image von Lehrern die Unterstützung für eine qualitativ hochwertige, staatlich finanzierte, allgemeine und freie Ausbildung nachlässt. Manchmal geht selbst bei besten Absichten von Regierungen etwas schief, wie in Tansania, wo Ende der siebziger Jahre ein Sofortprogramm für eine allgemeine Grundschulausbildung gestartet wurde, bei dem viele Absolventen der Sekundarstufen als Lehrer eingesetzt wurden - eine Generation später kämpft das Land immer noch mit der schlechten Ausbildung, zu der eine derartige Politik geführt hat.
Fast überall fordern die Eltern eine qualitativ hochwertige Ausbildung, doch der öffentliche Druck auf Bildungsbehörden auf nationaler, Provinz-und kommunaler Ebene ist nicht stark genug, um eine Überprüfung und Verbesserung der Situation zu erreichen. Zu viele Faktoren beeinflussen, ob Lehrer und potenzielle Lehrer sich entweder zu diesem Beruf hingezogen fühlen, oder von ihm abgeschreckt sind. Dazu gehören das Prestige, Möglichkeiten des beruflichen Aufstiegs, berufliche Autonomie, Gehälter, Arbeitsbedingungen und die soziale Absicherung. Anlässlich des Weltlehrertags am 5. Oktober 2002 fragten deshalb die Leiter der UNESCO, der ILO, des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (UNICEF) und des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP): "Wenn Sie kein Lehrer sind, denken Sie heute einmal darüber nach, warum Sie diesen Beruf nicht ergriffen haben. Was wäre in Ihrem Land notwendig, damit jemand wie Sie sich zu diesem Beruf hingezogen fühlt und sich dafür engagiert?"
Zweitens leidet der Beruf unter einem wachsenden Ansehensverlust. In Gesellschaften, in denen der Erfolg in allen Lebensbereichen daran gemessen wird, wie viel Geld man damit verdient, können Lehrer nicht mithalten. Ihr Beruf gehört meist zum öffentlichen Dienst und kann so nicht mit den lukrativeren Wirtschaftsbranchen konkurrieren. Noch schwerer wiegt, dass er ständig hinter Tätigkeiten zurückfällt, die ähnliche berufliche Qualifikationen erfordern, worauf die genannte ILO-/UNESCO-Studie ebenfalls hinweist. Die Kluft zwischen Gehaltserwartungen und tatsächlicher Entlohnung wird in Entwicklungsländern ständig größer. Das ist teilweise auf die Globalisierung zurückzuführen, vor allem aber liegt es an der schwierigen wirtschaftlichen Situation vieler Länder der Dritten Welt. Außerdem sind die Lehrergehälter oft so niedrig, dass Lehrer zwei oder drei Tätigkeiten ausüben müssen, um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. Es gehört zur Regel, dass Lehrer monatelang auf ihre Gehälter warten müssen, wenn die staatlichen Haushaltskassen leer sind. In ländlichen Schulen müssen sie Unterricht ausfallen lassen, damit sie ihre Gehälter von fern gelegenen Verwaltungszentren abholen können.
Führt man sich dies vor Augen, so bekommt man eine Vorstellung davon, wie unattraktiv der Lehrerberuf sein kann. Auch andere Anreize sind geschwunden: Früher konnte in vielen Ländern die Freude am Unterrichten selbst oder die Zufriedenheit mit dem Lehr-und Lernumfeld die relativ niedrigen Gehälter aufwiegen. Heute zeigt die große Anzahl der Lehrer, die das Unterrichten aufgeben oder gar nicht erst damit beginnen, dass die Zugkraft des Lehrberufs in allen Gesellschaften spürbar eingebüßt hat.
Der dritte Grund, warum nicht genügend Lehrer zur Verfügung stehen, ist ihre gesellschaftliche Aufgabe. Lehrer müssen immer mehr mit schrecklichen sozialen Problemen der Schüler, der Eltern und der Gesellschaft fertig werden. Dazu gehören Drogenmissbrauch, Gewalt und die Ausbreitung von HIV/Aids. Häufig stellen Lehrer aufgrund mangelnder Ausbildung, zu großen Zeitdrucks oder einer Verbindung von beiden fest, dass sie sich als Pädagogen nicht angemessen mit diesen Problemen befassen können, weil diese ganz anders sind als die Ausbildungsaufgaben, die sie überhaupt erst zum Lehrberuf hingezogen haben.
Viertens unterstellen viele Menschen, darunter auch Lehrer oder künftige Lehrer, dass sich der Unterricht in Klassenzimmern heute mit einigen kleinen Veränderungen so abspielen wird, wie sie ihn selbst als Schüler erlebt haben. Wenn sie dann feststellen, dass ihre Schüler und Klassen in einer völlig anderen Welt leben - mit neuen Technologien, neuen Methoden und einer veränderten sozialen Situation -, erkennen die Lehrer, dass ihre Ausbildung sie kaum darauf vorbereitet hat, wie sie mit diesen neuen Gegebenheiten fertig werden können.
Die Probleme sind nicht in allen Ländern die gleichen. In vielen Gesellschaften jedoch ist der Lehrberuf so wenig attraktiv im Vergleich zu besser bezahlten und weniger stressigen Berufen, dass die jungen Menschen häufig nach drei bis fünf Jahren Lehrtätigkeit aus dem Beruf ausscheiden. Dies verschärft natürlich den Lehrermangel. Der Sachverständigenausschuss über die Anwendung der Empfehlungen für Lehrpersonal (CEART) der ILO/UNESCO hat bereits 1994 vor den Folgen gewarnt.
Bedenkt man die Verbindung des chronischen Lehrermangels mit den grundlegend schlechten Lehr-und Lernbedingungen, bedeutet das allgemein eine schlechten Ausbildungsqualität in Entwicklungsländern: Seit Jahrzehnten sind die Klassen übermäßig groß, die Rate der Schulabbrecher ist hoch und Schulen verzeichnen einen zu geringen Neuzugang, vor allem von Mädchen. Durch die Bevölkerungsentwicklung wird die Situation in Zukunft noch verschärft: Die demographischen Wachstumsraten sind in vielen dieser Länder weiterhin höher als die entsprechend notwendige Zahl neuer Lehrer. Wenn darüber hinaus noch viele neue Lehrer nicht einmal die Mindestqualifikationen besitzen, verschlechtern sich Unterrichtsqualität und die Lernbedingungen umso mehr.
HIV und Aids haben auch vor den Lehrern nicht halt gemacht. Ausbildung und Beruf der Lehrer werden besonders in Ländern Afrikas und anderen armen Ländern oder Regionen durch die Ausbreitung der Krankheit in den kommenden Jahren noch weiter beeinträchtigt werden. In Sambia etwa sind im Jahre 2000 nach Schätzungen 815 Grundschullehrer an Aids gestorben, was 45 Prozent aller in diesem Jahr ausgebildeten Lehrer ausmachte. In einigen afrikanischen Ländern ist die Zahl der Todesfälle unter Lehrern sogar höher als die Gesamtzahl der neu ausgebildeten Lehrer. Auch für die Kinder, die ein oder beide Elternteile durch Aids verlieren, sind die Auswirkungen gravierend. Diejenigen von ihnen, die die Schule besuchen, bekommen in den ohnehin großen Klassen kaum die besondere Aufmerksamkeit ihrer Lehrer, die sie jetzt benötigten. Für Afrika südlich der Sahara, wo 70 Prozent der HIV-oder Aids-Infizierten leben, wird vorausgesagt, dass im Jahre 2010 fast 6 Prozent aller Kinder in Afrika, 20 Millionen Kinder, Waisen sein werden, wenn die gegenwärtige Entwicklung anhält.
Dass auch die reicheren Ländern zu wenige Lehrer haben, schafft weitere Schwierigkeiten für Entwicklungsländer. So wandern erfahrene Lehrer in Lehr-oder andere Berufe im In-und Ausland aus. Abwerber aus reicheren Ländern scheuen sich nicht, die Bestqualifizierten aus Ländern mit mittleren oder geringen Einkommen einzustellen, um ihre eigenen Lücken zu füllen. Es ist schwierig, Anreize zum Bleiben zu schaffen für Lehrer und andere Hochqualifizierte, die leicht eine attraktivere Beschäftigung finden könnten. In der Mathematik und anderen naturwissenschaftlichen und technischen Fächern ausgebildete Lehrer sind auch bei anderen Arbeitgebern gefragt.
Fast alle Entwicklungsländer haben sich zum Ziel gesetzt, eine allgemeine Grundschulausbildung bis 2015 zu erreichen, doch dieses Ziel rückt in immer weitere Ferne, wenn sich der Lehrermangel weiter verschärft. In diesen Ländern müssen vor allem berufliche Standards für die Ausbildung von Grundschullehrern, eine Mindestfortbildung während der Lehrtätigkeit und die berufliche Weiterentwicklung während der gesamten Lehrerlaufbahn festgelegt und erreicht werden. Mit höheren Gehältern können bessere Lehrkräfte angelockt werden, auch wenn angesichts der knappen staatlichen Kassen und finanziellen Zwänge dazu alternative Einkommensquellen notwendig sind. Eine Mindestinfrastruktur zur Unterstützung der Lehrtätigkeit muss geschaffen werden. Bessere Bildungschancen für Mädchen können nur im Zusammenhang mit der generellen Beseitigung der Ungleichheit zwischen den Geschlechtern erreicht werden. Und schließlich müssen die Auswirkungen von HIV und Aids angegangen werden.
Zu den Lehr-und Lernbedingungen lässt sich die grundlegende Frage stellen: "Warum würde jemand, der anderswo bessere Arbeitsbedingungen finden kann, Lehrer werden wollen?" Das Verhältnis von Grundschülern zu Lehrern bleibt in den am wenigsten entwickelten Ländern dreimal so hoch wie in Industrieländern. In afrikanischen Ländern, wie Benin, der Zentralafrikanischen Republik, dem Tschad, Kongo, Gabun, Malawi, Mali, Mosambik und Senegal kommen auf einen Lehrer durchschnittlich über 50 Grundschüler, häufig bis zu 70. Ein Durchschnittswert von 70:1 bedeutet, dass Klassen mit über 100 Schülern nicht ungewöhnlich sind. Im Vergleich dazu entfallen in OECD-Mitgliedsländern im Mittel 16 Schüler auf einen Lehrer: In Finnland sind es 10 Grundschüler, in Ungarn 11, in Deutschland und den Vereinigten Staaten 15, in Großbritannien und Frankreich 19.
Erschwerend kommt noch hinzu, dass Lehrer in Entwicklungsländern häufig sehr jung und unerfahren sind. In vielen dieser Länder sind über 30 Prozent der Lehrer unter 30 Jahre alt. In Indonesien machen die unter 30-Jährigen sogar über 52 Prozent der Grundschullehrer aus. Zwar haben die meisten Lehrer die akademischen Grundqualifikationen für ihre Lehrtätigkeit, doch diese Qualifikationen sind sehr unterschiedlich, und in vielen der am wenigsten entwickelten Länder haben die meisten Grundschullehrer bestenfalls eine Qualifikation für untere Sekundarklassen und häufig keinerlei Berufsausbildung. Das ist der Fall bei fast 50 Prozent der Lehrer in Uganda, 40 Prozent in Togo und rund 35 Prozent in Kap Verde.
In den neunziger Jahren hat die Gesamtzahl der Lehrerinnen zugenommen. Doch wird sie in vielen Ländern Afrikas südlich der Sahara und in Südasien, wo die Einstellung von mehr weiblichen Lehrern den Zugang von Mädchen zum Schulbesuch erleichtern könnte, noch weit unter 50 Prozent bleiben. In Sekundarschulen in Afrika nimmt der Prozentsatz der Lehrerinnen sogar ab. Auch in den führenden Verwaltungspositionen im Bildungswesen sind sie stark unterrepräsentiert.
Um diese enormen Herausforderungen anzugehen, sind politische, persönliche und gesamtgesellschaftliche Anstrengungen nötig: Entsprechende bildungspolitische Programme müssen formuliert und Gesetze erlassen werden, materielle und immaterielle Bedingungen so verändert werden, dass der soziale und materielle Status der Lehrer wieder das alte Niveau erreicht, wie es vor Jahrzehnten in den weitaus meisten Ländern, auch den ärmsten, bestand. Eine solche Bildungsreform ist nur möglich, wenn in allen Ländern, ungeachtet ihres sozioökonomischen Stands, ein Dialog zwischen den Schulbehörden, den öffentlichen und privaten Bildungsinstitutionen und Lehrergewerkschaften stattfindet.
In vielen Gesellschaften der Welt werden die Lehrer, obwohl sie es sind , die letztendlich die Bildungsreformen umsetzen sollen, von ihrer Formulierung ausgeschlossen. Trotzdem seit 1966 nicht weniger als 145 Richtlinien zum Status von Lehrern von ILO und UNESCO vorliegen, blieben auch die Empfehlungen über die Zusammenarbeit mit Lehrerverbänden in Fragen wie Bildungspolitik oder Schulorganisation sowie Beziehungen zwischen Lehrern, Eltern und Studenten weitgehend unbeachtet.
ILO und UNESCO schlagen ein internationales Aktionsprogramm vor, um Mitgliedstaaten und Sozialpartnern zu helfen, den Lehrberuf attraktiver zu machen und die hohen Bildungsziele zu erreichen. Das Programm umfasst ForschungsvorhabenForen für den sozialen Dialog und die Erstellung einer Studie über den Stand der Bildung in der Welt in den nächsten drei Jahren. Andere internationale Organisationen erwachen aus dem Schlaf, der ihnen von Strukturanpassungsprogrammen der achtziger und der neunziger Jahre auferlegt wurde, und erkennen die Notwendigkeit, den Status von Lehrern zu verbessern. Gleichzeitig stehen - obwohl seit 1966 nicht weniger als 145 Richtlinien zum Schutz von Lehrern von der ILO und UNESCO verabschiedet worden sind - viele Länder unter dem Druck, Abstriche in der Lehrerausbildung machen und besonders ihre Gehälter aus Kostengründen einschränken zu müssen.
Ob das Problem des Lehrermangels gelöst werden kann, auch wenn ein Umdenkprozess eingeläutet worden ist, bleibt fraglich. Immerhin muss es gelingen, genügend Menschen anzuwerben und auszubilden, die den moralischen und fachlichen Anforderungen entsprechen, die der Lehrerberuf an sie stellt. Die schleichende Krise, die reiche wie arme Länder heimsucht, muss wohl von den künftigen Generationen überwunden werden.
Literatur
Maria Teresa Siniscalco: A Statistical Profile of the Teaching Profession. ILO, Geneva; UNESCO, Paris 2002.
www.ilo.org/public/english/dialogue/sector/papers/education/stat_profile02.pdf
UNESCO/ILO Press Release No.2002-67, 5 October 2002: More Children - Fewer Teachers: New UNESCO/ILO Study Sees Global Teachers Shortage Causing Decline in Education. 2002
www.unesco.org/bpi/eng/pis/index.shtml
Joint Message on the Occasion of World Teachers' Day, 5 October 2002
www.unesco.org/education/wtd
The ILO/UNESCO Recommendation Concerning the Status of Teachers, 1966
www.ilo.org/public/english/dialogue/sector/techmeet/ceart/rec66i.htm
The 1966 ILO/UNESCO Recommendation Concerning the Status of Teachers: What Is It? Who Should Use It?
http://unesdoc.unesco.org/images/0012/001260/126086e.pdf
UIS Policy Primary Teachers' Count: Ensuring Quality Education for All. UNESCO Institute for Statistics, Montreal 2002
www.uis.unesco.org
StrafenLernen mit aller GewaltKenia und Südafrika feiern, dass sie abgeschafft ist, in Südkorea ist sie wieder erlaubt, Ghana und Thailand diskutieren, ob man sie doch braucht: die Prügelstrafe. Privatschulen in Malaysia und Singapur setzen auf körperliche Züchtigung, um Disziplin in den Klassenzimmern herzustellen. Von Eltern werden diese Schulen gerne angenommen, scheint doch der Schlag vom Lehrer ein Mittel gegen Bildungsverweigerung und Jugendkriminalität zu sein. In Kenia gibt es das Verbot der Prügelstrafe erst seit März letzten Jahres. Die Schülerinnen und Schüler haben es erstritten. Schließlich sind laut einer Umfrage der kenianischen nichtstaatlichen Organisation Population Communication Africa 52 Prozent der Schüler in Nairobi mit dem Stock geschlagen, 23 Prozent geohrfeigt und 24 Prozent in anderer Weise geschlagen worden. Unter dieser Bestrafung hatten besonders Grundschulkinder zu leiden: Wenn sie nicht pünktlich waren oder schwänzten, wenn das Schulgeld nicht bezahlt war oder sie nicht mit den richtigen Schulbüchern ausgestattet waren. Im Juli diesen Jahres setzten sich Schüler der Kuoyo Kochia Sekundarschule in Homa Bay am Viktoriasee zur Wehr, als die Eltern während der jährlichen Schulversammlung für die Wiedereinführung der Prügelstrafe votierten: Sie setzten aus Protest ihren Schlafsaal in Brand. Nicht für Gewalttaten der Schüler, sondern für Erfolg sorgte die Prügelstrafe in der privaten Sekundarschule Bukit Batok in Singapur. Seit 1998 sorgt der Schulleiter Suparman Adam mit dem Rohrstock dafür, dass seine Schüler sich nicht mehr auf der Straße, sondern in den Klassenräumen herumtreiben. Sein Motto: erst Disziplin, dann Bildung. Kontrolliert werden die Schüler nicht nur im Unterricht. Der Direktor hat auch die Freizeitgestaltung im Blick. Er hat erreicht, dass die Bukit Batok in ihrer 17-jährigen Geschichte erstmalig unter die zwanzig besten Schulen des Landes gekommen ist. In dem Maße, in dem die Schule auf der Rangliste nach oben kletterte - um 18 Plätze im letzten Jahr -, sank die Anzahl der körperlichen Strafen von über 200 im Jahr 1998 auf 119 im Jahr 2001. Ist es der Erfolg oder die Angst vor den Strafen, die die Schüler motiviert, bei der Stange zu bleiben? eb |
aus: der überblick 04/2002, Seite 10
AUTOR(EN):
Richard Halperin und Bill Ratteree:
Richard Halperin leitet in der Abteilung für höhere Bildung das Referat Lehrerfortbildung in der UNESCO in Paris. Bill Ratteree arbeitet als Beauftragter für den Bildungssektor bei der ILO, Genf.