die Quartalsschrift "der überblick – Zeitschrift für ökumenische Begegnung und internationale Zusammenarbeit" muss nach 43 Jahren erfolgreicher Tätigkeit ihr Erscheinen einstellen. Sie, liebe Leserinnen und Leser, halten das letzte Heft der Zeitschrift in Ihren Händen. Als Mitherausgeber verabschieden wir uns von Ihnen in der Hoffnung, dass die Art und Weise, wie "der überblick" seine Themen präsentiert und reflektiert hat, in Ihren eigenen Beobachtungen des Weltgeschehens weiterwirken wird.
Die Zeitschrift "der überblick" ist ein weit über den kirchlichen Raum hinaus angesehenes Fachblatt. Die Gründe dafür, dass die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) künftig ihre ökumenisch orientierte Beteiligung an den kirchlichen Weltdiensten ohne diese im Rahmen der "Arbeitsgemeinschaft kirchlicher Entwicklungsdienst" entstandene Zeitschrift fortsetzen will, sind für uns nach wie vor nicht nachvollziehbar. Mit Ausnahme der – in diesem Entscheidungsprozess allerdings faktisch ausschlaggebenden – Vertreter des Evangelischen Entwicklungsdienstes und von Brot für die Welt hat denn auch niemand im Herausgeberkreis dem Vorhaben zugestimmt, die Zeitschriften "der überblick" und "eins.Entwicklungspolitik" zu fusionieren. Für unsere Haltung war ausschlaggebend, dass über die Fusionierung entschieden wurde, ohne dass dafür ein tragfähiges Konzept vorlag.
Mit dieser Entscheidung wurden Rahmenbedingungen für den weiteren Gang der Dinge vorgegeben, die eher auf einen Ausbau von "eins. Entwicklungspolitik" und die Schließung des "überblick" als auf eine von der Sache her ohnehin äußerst schwierige Zusammenführung der beiden Zeitschriften gerichtet waren. So sollte die neue Zeitschrift in der Trägerschaft des Herausgebers von "eins.Entwicklungspolitik" und damit an deren Redaktionsstandort (Frankfurt) erscheinen und unter Federführung ihres Chefredakteurs entwickelt werden. Die Probenummer der neuen Zeitschrift, die unter dem Namen "Journal global" im Kreis potentieller Leser zu Testzwecken zirkuliert wurde, spiegelte dies wider.
Wie sich die Dinge weiterentwickeln, bleibt abzuwarten. Man sollte jedenfalls nicht versuchen, den Eindruck zu erwecken, als hätte es gar keine von den beteiligten Organen zu verantwortende Brüche in der evangelischen entwicklungspolitischen Publikationspolitik gegeben. Warum bekennt man sich nicht dazu, dass hier ein Neuanfang gewagt wird, statt weiterhin den Anspruch zu erheben, es handelte sich um eine sachlich gebotene Fusionierung? Der Aufbau einer neuen Zeitschrift "welt-sichten" ist ein lohnendes und wichtiges Projekt, das für sich steht. Diesem Projekt wünschen wir allen erdenklichen Erfolg.
Die EKD hat nun aber für ihre ökumenische Weltverantwortung keine Zeitschrift in kirchlicher Trägerschaft mehr. Daraus erwächst aus unserer Sicht eine neue Gefahr. Sie besteht darin, dass die Distanz der leitenden Gremien zum Thema "kirchlicher Entwicklungsdienst", die sich aufgrund der Delegation des Themas an eine Spezialorganisation, den EED, ohnehin schon eingestellt hat, noch weiter zunimmt. Das könnte mittelfristig die Stellung des kirchlichen Entwicklungsdienstes insgesamt schwächen. Wir bauen darauf, dass es dazu nicht kommt. Vielleicht bedarf es dafür aber irgendwann doch wieder einer eigenen Zeitschrift, die die Aufgaben von "der überblick" in kirchlicher Trägerschaft aufnimmt.
Wir danken der Redaktion für ihre hoch professionelle, engagierte und intelligente Arbeit, die vielen Anfechtungen ausgesetzt war, aber sich bis zum letzten Heft keine Abstriche von dem selbstgesetzten Anspruch erlaubt hat. Das bezeugen viele begeisterte (und über die Schließung zugleich betrübte) Zuschriften, die in den vergangenen Wochen und Monaten in der Redaktion eingegangen sind. Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, danken wir gemeinsam mit der Redaktion für Ihre zum Teil Jahrzehnte währende Treue und wünschen Ihnen alles Gute, fröhliche Weihnachten und ein gutes Neues Jahr.
aus: der überblick 04/2007, Seite 1