Ein neues Werk geht an den Start
An
Selbstbewusstsein fehlt es dem neu gegründeten Evangelischen Entwicklungsdienst, dem Werk der evangelischen
Landes- und Freikirchen sowie der Evangelischen Kirche in Deutschland
(EKD) und
des Evangelischen Missionswerkes in Deutschland (EMW) nicht.
von Frank Kürschner-Pelkmann
Am 1. Januar 2001 wird der EED Anstellungsträger der Beschäftigten der bisher selbständigen Werke, am 1. Juli soll der Umzug aller Arbeitsbereiche nach Bonn abgeschlossen sein. Dann werden Dienste in Übersee, die Evangelische Zentralstelle für Entwicklungshilfe, der Kirchliche Entwicklungsdienst, Referate des Arbeitsbereiches Ökumenisch- Missionarischer Weltdienst des EMW und das Sekretariat des bisherigen Ausschusses für entwicklungsbezogene Bildung und Publizistik unter einem Dach vereint sein. Die evangelische Geschäftsstelle der Gemeinsamen Konferenz Kirche und Entwicklung und der überblick sind mit dem EED und Brot für die Welt verbunden.
Wo sich das gemeinsame Dach des EED befindet, steht mittlerweile fest. Es ist ein angemietetes Bürogebäude am Bonner Hardtberg. Die Randlage in Bonn eröffnet dem EED immerhin die Möglichkeit, hier auch die Beschäftigten der bisher mit dem Diakonischen Werk der EKD in Stuttgart verbundenen Aktion Brot für die Welt unterzubringen - wenn es denn zu einem solchen Umzug kommen sollte. Der EED beruft sich in dieser Frage auf einen Beschluss der Synode der EKD, das Diakonische Werk der EKD hält hingegen eine vertraglich geregelte Kooperation für ausreichend und bestreitet die Notwendigkeit einer Fusion.
Diese Debatte findet auch in den Landeskirchen statt, die Mitglieder des EED sind, in deren regionalen Diakonischen Werken aber viele Stimmen gegen eine Integration von Brot für die Welt in das neue Werk zu hören sind. Nun soll ein Gespräch unter Leitung von Präses Manfred Kock, des Ratsvorsitzenden der EKD, alle Beteiligten an einen Tisch bringen und endlich Klarheit schaffen. Die gegenwärtige Lage erklärt sich nicht zuletzt aus den Machtverhältnissen zwischen den Beteiligten, kann aber dennoch nur Unverständnis hervorrufen. Die vielen Konzeptions- und Planungsüberlegungen in den letzten beiden Jahren standen immer unter der Hypothek, dass unklar war, ob nicht alles ganz anders würde, wenn Brot für die Welt sich am Werk beteiligen sollte. Es ist zu hoffen, dass in den weiteren Verhandlungen deutlich bleibt, dass es im Kern darum gehen muss, eine Struktur zu finden, die den Interessen der Partner in Übersee und dem Interesse an einer wirkungsvollen Öffentlichkeits-, Bildungs- und Lobbyarbeit in Deutschland gerecht wird - und nicht etwa um einen Ausgleich von hiesigen Machtinteressen.
Der EED geht nun erst einmal ohne die Integration von Brot für die Welt an den Start. Die zukünftigen EED-Beschäftigten haben trotz aller Hindernisse mit viel Engagement begonnen, das neue Werk zu planen und zu gestalten. Dass nach den jetzigen Planungen weniger Stellen als von vielen erwartet für die Advocacy-, Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit zur Verfügung stehen sollen, enttäuscht die, die diesen Bereich für ganz zentral für das Profil des EED und für eine wirksame Arbeit in Deutschland im Interesse der Partner in Übersee halten. Viele Personen, die in diesem Bereich tätig sind, haben den Aufsichtsrat aufgefordert, die Planungen zu ändern, damit der EED wirklich zu einem "Eine-Welt-Werk" werden kann: Nach diesen Protesten soll noch einmal verhandelt werden, wie viele Stellen für diese Arbeit zur Verfügung stehen werden. Es geht dabei auch darum, dass der EED es schafft, seine Verbindungen zu den Personen in den Landes- und Freikirchen zu vertiefen, die sich für den kirchlichen Entwicklungsdienst engagieren und in Synoden dafür sorgen, dass es auch in Zukunft genügend Mittel für diesen Aufgabenbereich geben wird.
Im nächsten "Forum" werden wir den EED ausführlich vorstellen, in dieser Ausgabe wird ein Einblick in das vielfältige und überzeugende kirchliche Entwicklungsengagement ermöglicht. Wird es gelingen, diesen Reichtum an Wissen und Engagement in Deutschland zu einem sinnvollen Miteinander zu bringen? Es bleibt zu hoffen, dass es gelingt, endlich zu einem Konzept zu gelangen, das von allen getragen wird. Präses Kock sagte kürzlich in einem Interview: "Ich bin davon überzeugt, dass wir zu einer Lösung kommen müssen. Wir sind dazu verurteilt." In der Tat, die Fortsetzung der ungeklärten Situation hätte verheerende Wirkungen - auch und vor allem für das neue Werk.
aus: der überblick 04/2000, Seite 117
AUTOR(EN):
Frank Kürschner-Pelkmann:
Frank Kürschner-Pelkmann ist Redakteur der FORUM-Seiten im überblick