Gefangene verwalten in einem Modellprojekt in Brasilien ihre Haftanstalt selbst
Viele Gefängnisinsassen werden nach ihrer Entlassung erneut straffällig. Offenbar sind Haftanstalten kaum geeignet, aus Straftätern gesetzestreue Bürger zu machen. Es gibt aber auch Belege dafür, dass unter dem Grundgedanken der Resozialisierung geführte Gefängnisse Erfolg haben. Ein Beispiel ist ein in Selbstverwaltung von Häftlingen arbeitendes Modellprojekt in Brasilien.
von Tobias Merckle
Die Außenpforte wird von einem freundlichen jungen Mann geöffnet. Der Besucher wird höflich begrüßt und findet eine einfache, aber saubere und ordentliche Umgebung vor. Er sieht sich fröhlich wirkenden Menschen gegenüber, die ihre Hilfe anbieten. Erst später erfährt er, dass der nette junge Mann an der Pforte ein Gefängnisinsasse ist, der als "gewalttätiger Mehrfachtäter" bekannt ist und eine lebenslängliche Haftstrafe abzusitzen hat.
Das ungewöhnliche Gefängnis in São José dos Campos, einer Stadt in der Nähe von São Paulo, wird nicht vom Staat oder einer Privatfirma, sondern von einer Bürgerinitiative betrieben, die dem Gefängnis auch den Namen gegeben hat: APAC. Diese Abkürzung steht für Assoçiação de Proteção e Assistência aos Condenados (Vereinigung zum Schutz von Gefangenen und zu ihrer Hilfe). Entsprechend ist das gesamte Programm darauf ausgerichtet, den Insassen zu helfen und sie auf das Leben außerhalb der Anstalt vorzubereiten.
Die Bewohner werden auch nicht als Gefangene gesehen, vielmehr werden sie recuperandos genannt (recuperar = wiedererlangen, zurückgewinnen). Die recuperandos haben ein hohes Maß an Mitbestimmung und -verantwortung, so ist ein von ihnen gewählter Gefangenenrat für Sicherheit und Ordnung zuständig und entscheidet zum Beispiel darüber, wer den Schlüssel für die Außenpforte und für die Zellen hat. Im ganzen Gefängnis ist kein Wachpersonal angestellt. Trotzdem - oder vielleicht auch deswegen - herrschen Disziplin und Ordnung sowie eine freundliche, von gegenseitigem Respekt getragenen Atmosphäre, ganz anders als in den meisten übrigen Gefängnissen des Landes, in denen Gewalt und Hass den Ton bestimmen. Alkohol und andere Drogen haben im APAC- Gefängnis keinen Platz.
Der Staat hat APAC das Gebäude zur Nutzung überlassen und kommt für die Kosten von Verpflegung, Strom und Wasser auf. Alles Andere trägt die gemeinnützige Gesellschaft. Die Behörden zahlen lediglich noch ein symbolisches Gehalt an die drei zuständigen ehrenamtlichen Gefängnisdirektoren, die sich im Tagesgeschäft abwechseln.
Die Geschichte dieses ungewöhnlichen Gefängnisses begann im November 1972. Mario Ottoboni, ein Rechtsanwalt und Stadtrat, hatte damals mit einer kleinen Gruppe von Mitgliedern der katholischen Laienbewegung Cursillo Gefangene besucht. Zur gleichen Zeit bekam Silvio Marques Neto als zuständiger Richter für den Bezirk die Verantwortung für das Gefängnis in São José dos Campos übertragen. Als er von den katastrophalen hygienischen Zuständen, der Gewalttätigkeit und der Überbelegung in dem Gefängnis erfuhr, versuchte er, es zu schließen. Da es keine freien Kapazitäten in anderen Gefängnissen gab, war das jedoch nicht möglich. Dr. Ottoboni und Dr. Marques Neto taten sich daraufhin mit Dr. Hugo Veronese, einem renommierten Psychologieprofessor, zusammen, um den Gefangenen zu helfen. Dabei übernahmen sie immer mehr Verantwortung für die materiellen, sozialen und geistlichen Bedürfnisse der Gefangenen. Während das Gefängnis noch unter polizeilicher Kontrolle stand - in Brasilien ist die Polizei für Sicherungsaufgaben in den Gefängnissen zuständig -, war APAC Ende 1973 die Ausgestaltung des Alltags für etwa die Hälfte der Gefangenen übertragen worden.
Anfangs wurden etliche Fehler gemacht, so sind auch einige Insassen geflohen. Dadurch kam politischer Druck auf, das Projekt zu beenden. Dies konnte jedoch abgewendet werden. Mit Hilfe von Insassen, Familienangehörigen und Ehrenamtlichen wurde das Programm stetig verbessert. Nachdem der damalige Präsident von Brasilien, Ernesto Geisel, im Jahr 1976 das von Dr. Ottoboni und Dr. Veronese herausgegebene Buch Christo Chorou no Cárcere (Christus weinte im Gefängnis) über die APAC-Bewegung gelesen hatte, veranlasste er 1976 eine gründliche Studie über das Projekt. Aus Anlass dieser Studie wurde das Strafvollzugsrecht geändert, um eine humanere Behandlung von Gefangenen zu gewährleisten.
APAC eröffnete eine halboffene Abteilung, um die Gefangenen auf die Entlassung vorzubereiten. Nur die geschlossene Abteilung blieb unter der Kontrolle der Polizei. Trotz beachtlicher Erfolge im Hinblick auf den Umgang der Gefangenen und die Rückfallquote bei den Teilnehmern wurde das Gefängnis 1979 wegen der schlechten hygienischen Bedingungen in der geschlossenen Abteilung und wegen der Brutalität der Polizei geschlossen.
Die APAC-Bewegung hatte sich inzwischen zu einer nationalen Bewegung ausgeweitet und fand viel Zustimmung. So entstanden rund 120 Projekte nach dem Vorbild von APAC. Zur gleichen Zeit wuchs jedoch die Ablehnung gegen das Programm vonseiten der Polizeikräfte, die zum einen den konstruktiveren Umgang mit den Gefangenen ablehnten und zum anderen nicht die Kontrolle über die Gefangenen verlieren wollten. Dieser Widerstand hatte 1981 seinen Höhepunkt in der Ermordung des Gründers der Cursillo-Bewegung in São José dos Campos durch die Polizei.
1984 bot die Regierung Figueiredo an, das ehemalige APAC-Gefängnis wieder zu öffnen und ganz unter die Leitung der Bürgerinitiative zu stellen. Damit wurden APAC alle Aufgaben, einschließlich der Garantie von Sicherheit und Ordnung übergeben. Das Gefängnis wurde als eigenständige Institution anerkannt und war damit nicht länger polizeilicher Kontrolle unterworfen.
Die Grundgedanken der APAC-Arbeit lassen sich in fünf Punkten zusammenfassen:
Töte den Kriminellen, um den Menschen zu retten. Die Mitglieder von APAC unterscheiden zwischen dem "Kriminellen" und der Person des recuperando. Danach ist der Mensch lediglich in dem Maß ein Krimineller, wie er ein entstelltes Image von sich selbst, seiner Familie, seiner Umgebung und Gott angenommen hat. Dieses Bild wurde vom Einfluss seiner Umgebung, seiner Familie und seiner Freunde sowie den gesellschaftlichen Zusammenhängen geprägt. Um das Verhältnis zu den Mitmenschen und zu Gott zu verändern, muss sich zuallererst das Selbstverständnis ändern. Ziel des APAC-Programmes ist es, dieses deformierte Selbstverständnis zu korrigieren. Die Ehrenamtlichen dienen dabei als Vorbilder. Respekt, Vertrauen und Verantwortlichkeit gelten als Schlüssel zum Erfolg.
Einbeziehung der Familie und der Gesellschaft. Die Familie und die Gesellschaft werden als Mitursache für die Entstehung der Kriminalität angesehen; um die ehemaligen Gefangenen in ihre Familien und die Gesellschaft wiedereinzugliedern und Rückfälle zu verhindern, muss deshalb auch dieses Umfeld mit einbezogen werden. Verformte Selbstbilder werden zu einem großen Teil durch die Familienangehörigen geprägt. So wird schon bei der Aufnahme Wert darauf gelegt, dass die Möglichkeit einer Versöhnung mit der Familie besteht und sich diese am Prozess der Rehabilitation beteiligt. Gleichzeitig werden jedoch auch Mitglieder der Gesellschaft dazu aufgerufen, Verantwortung für die recuperandos zu übernehmen und sich als Paten um diese zu kümmern. Diese Paten werden zumeist zu einer zweiten Familie für die recuperandos und alle Beteiligten am APAC-Programm werden als Großfamilie angesehen: "Estamos juntos" - "wir gehören zusammen".
Veränderung ist möglich. Die Mitglieder von APAC gehen davon aus, dass jeder die Möglichkeit auf einen Neuanfang hat und es keine hoffnungslosen Fälle gibt. Durch die Kraft der Liebe Gottes kann sich jeder ändern, der offen dafür ist. Vom Tag der Aufnahme an gilt es deshalb in den recuperando zu investieren, ihn zu stärken, ihm beistehen, damit er Verantwortung für sich selbst und für andere übernehmen kann.
Gottes Liebe ist die Quelle für Veränderung. Der Glaube an Gott ist die Grundlage für das APAC-Programm, und so sehen sich die Mitarbeiter als Gottes Instrument, mit dem er seine Liebe weitergibt. Den recuperandos wird von den Mitinsassen, den Mitarbeitern und den ehrenamtlichen Helfern mit Liebe und Respekt begegnet, was für viele von ihnen eine völlig neue Erfahrung ist und im totalen Kontrast zu ihren bisherigen Beziehungen steht. Dies bedeutet jedoch nicht, dass alles sich mit Freundlichkeit von alleine regelt. Es herrschen vielmehr strikte Regeln und eine strenge Hierarchie. Diese Disziplin wird jedoch aus Liebe eingehalten und steht in Einklang mit den anderen Aspekten des Programmes.
Dauernde Veränderung braucht Zeit. Da sich der Prozess, der zu dem verformten Selbstbild und einem gestörten Verhältnis zu den Mitmenschen und zu Gott geführt hat, über Jahre hingezogen hat, muss dem recuperando auch Zeit gelassen werden, sich zu verändern. So wird eine langfristige Verpflichtung vonseiten der Ehrenamtlichen angenommen, sich um den recuperando zu kümmern und ihm mit bedingungsloser Liebe und als Vorbilder zu begegnen.
Das Programm ist in verschiedene Stufen gegliedert, und so können die recuperandos mit der Zeit mehr und mehr Verantwortlichkeit und Freiheiten erlangen. Um aufgenommen zu werden, muss ein intensives Auswahlverfahren durchlaufen werden. Der Bewerber muss einen zwölfseitigen Aufnahmeantrag schreiben. Dadurch wird festgestellt, ob er weiß, was ihn erwartet und ob er genügend motiviert ist, um das Programm durchzuhalten. Der schriftlichen Bewerbung folgt ein Interview - sowohl mit dem Insassen als auch mit dessen Familie. Weder die kriminelle Karriere noch die Art der Straftat haben einen Einfluss auf die Entscheidung. Nach diesem Prozess wird eine Stellungnahme an den zuständigen Richter geschickt, der dann über den Antrag entscheidet.
Nach dem Erhalt eines günstigen Bescheids wird der Antragsteller an das APAC-Gefängnis überwiesen. Vor Eintritt in das Gebäude werden die Handschellen abgenommen, da diese im Gefängnis nicht benützt werden. Der recuperando verbringt durchschnittlich ein Sechstel seiner Strafzeit in der Hochsicherheitsstufe. Ziel dieser Phase ist es, ihm Werte und einen Teamgeist zu vermitteln, seinen Charakter zu stärken und sein Selbstbewusstsein aufzubauen. Dies soll unter anderem durch wöchentliche Unterrichtsstunden über Werte und Charakterbildung sowohl in der Großgruppe als auch in der Zellengemeinschaft, durch produktive und künstlerische Arbeit, durch Übertragen von Verantwortung und durch das Vorbild der anderen recuperandos und der Paten erreicht werden.
Es herrscht ein streng hierarchisches, aber demokratisches System. So sind jeweils zwei recuperandos füreinander verantwortlich, und Probleme werden zuallererst in dieser Zweiergemeinschaft gelöst. In jeder Zelle, in der rund zehn recuperandos zusammen wohnen, sind drei gewählte Leiter für Sauberkeit, Ordnung und die Lösung alltäglicher Probleme verantwortlich. Die Zellen stehen untereinander im Wettbewerb, ebenso die einzelnen Personen. Wer beziehungsweise welche Zelle sich besonders verdient gemacht hat, bekommt auch mehr Freiheiten eingeräumt.
Wenn ein Problem nicht in diesem Rahmen gelöst werden kann, kommt es vor die 15 Mitglieder des gewählten Insassenbeirats. Dort wird "Gericht" gehalten. Dazu darf sich der recuperando einen "Rechtsanwalt" aus dem Kreis der Mithäftlinge nehmen. Es werden jedoch keine Disziplinarmaßnahmen ausgesprochen, lediglich Ermahnungen. Zum Nachdenken darüber kann der Ermahnte sich in eine zur Kapelle umgebaute ehemalige Disziplinarzelle zurückziehen. Erst wenn ein recuperando dem Rat dieses Beirats nicht folgt, wird Mario Ottoboni, der hauptverantwortliche Direktor des Gefängnisses, eingeschaltet. Bei mehrmaligen Verstößen kann ein recuperando in den Normalvollzug zurückversetzt werden. Dies kommt jedoch äußerst selten vor. So sind in einem Zeitraum von sechs Jahren lediglich sechs recuperandos entweder aus eigener Initiative oder auf Wunsch der Anstaltsleitung zurück in den Normalvollzug verlegt worden.
Jeder recuperando hat bestimmte Arbeitsaufgaben und nimmt an verschiedenen Kursen teil. Er kann zum Beispiel Schreibmaschine schreiben lernen, das Druck- oder Kunsthandwerk sowie das Reparieren von Autos. Zusätzlich gibt es verschiedene schulische Angebote. Da viele der recuperandos weder lesen noch schreiben können, ist dies ein sehr wichtiger Teil des Ausbildungsprozesses. Die Ausbildungs- und Arbeitsmöglichkeiten im Gefängnis sind aber bedauerlicherweise sehr begrenzt.
Der Kontakt mit den Familien ist äußerst wichtig, und so können Familienangehörige zweimal wöchentlich zu Besuch kommen und sich in der Anstalt relativ frei bewegen. Viele der Dienstleistungen für die recuperandos werden auch den Familienangehörigen angeboten, wie zum Beispiel ärztliche Versorgung, psychologische Beratung und religiöse Veranstaltungen. Auf diese Weise wird versucht, die Familie enger zusammenzuschweißen und sie am Prozess der Wiedereingliederung aktiv zu beteiligen.
Da die Gesellschaft einen Großteil der Verantwortung für das Entstehen der Kriminalität trägt, werden die Bürger der Stadt von APAC dazu angehalten, Verantwortung zu übernehmen und praktische Unterstützung anzubieten. Nicht nur die Paten sind sehr wichtig für den Erfolg des Programmes, auch die professionellen Dienste werden von Ehrenamtlichen (Ärzten, Krankenschwestern, Juristen, Psychologen, Lehrern) ausgeübt.
Um die moralischen und geistlichen Aspekte der Kriminalität anzugehen, bietet APAC verschiedene Einzel- und Gruppentherapien sowie verschiedene religiöse Veranstaltungen an, etwa christliche Gesprächsgruppen, Heilige Messen und Gottesdienste sowie Gebetsgemeinschaften. Die recuperandos werden von Pastoren verschiedener Denominationen aus den umliegenden Gemeinden betreut. Der geistliche Aspekt, der die Grundlage und den Mittelpunkt der Arbeit bildet, zieht sich durch alle Teile des Programmes durch - mitunter auch durch die Betreuung vonseiten der Ehrenamtlichen. Es gibt aber keinen Zwang, die Teilnahme an religiösen Veranstaltungen ist freiwillig.
In der mittleren Sicherheitsstufe haben die recuperandos mehr Freiheiten, und der Übergangsprozess in die Gesellschaft fängt bereits hier an. Durchschnittlich verbringt ein recuperando ein Sechstel seiner Haftzeit in dieser Stufe. Während dieser Zeit bekommt der recuperando den Status als Freigänger. Er arbeitet draußen und übernimmt mehr Verantwortung innerhalb des Gefängnisses, aber auch in Bezug auf seine Familie und die Gesellschaft.
Der recuperando wird dazu angehalten, seine Familie durch seinen Lohn zu unterstützen. Die Familie kann ihn nun täglich im Gefängnis besuchen, und der recuperando kann jedes zweite Wochenende bei seiner Familie verbringen. Der Familienzusammenhalt soll unterstützt und verbessert werden, deshalb kümmern sich die Paten intensiv um ihn und seine Familie. Weiter wird angestrebt, dass der recuperando Kontakt zu Kirchen, Bildungseinrichtungen und Vereinen aufnimmt und sich aktiv am sozialen Leben beteiligt. Unter anderem wird er auch dazu aufgefordert, gemeinnützige Arbeit zu verrichten.
In der Phase minimaler Sicherheit, die durchschnittlich zwei Drittel der Strafzeit ausmacht, wohnt der recuperando bei seiner Familie oder hat seine eigene Wohnung, arbeitet in der freien Wirtschaft und muss sich lediglich täglich - oder später auch nur wöchentlich - an der Pforte des Gefängnisses melden. Alle zwei Monate finden Gruppentreffen statt, und die recuperandos werden durch ihre Paten betreut und besucht. Ziel dieser Phase ist die volle Integration in die Gesellschaft, zu der die Gefangenen auch etwas beitragen sollen. So ist gemeinnützige Arbeit ein wichtiger Aspekt dieser Phase.
Nach Abschluss dieser Phase werden die recuperandos offiziell aus der Anstalt entlassen und stehen lediglich unter Bewährungsaufsicht.
Das Programm ist außerordentlichlich erfolgreich. Die Rückfallquoten liegen nach von PAC selbst erstellten Statistiken unter fünf Prozent. Mit anderen Worten: Von allen ehemaligen Gefangenen seit Bestehen des Programms sind lediglich fünf Prozent erneut inhaftiert worden. Bis vor kurzem gab es jedoch noch keine unabhängige Studie, um diese Zahlen zu belegen. Byron Johnson von der Vanderbilt University in Nashville (Tennessee) hat im Februar diesen Jahres die Ergebnisse seiner vergleichenden Untersuchung des APAC- Gefängnisses und eines anderen brasilianischen Modellgefängnisses vorgelegt. Dazu wurde der weitere Lebensweg von 148 ehemaligen recuperandos über einen Zeitraum von drei Jahren untersucht; lediglich 16 Prozent der Probanden wurden während dieses Zeitraums erneut verhaftet.
Im Vergleich dazu liegt die Rückfallquote für alle brasilianischen Gefängnisse laut der Inter-Amerikanischen Kommission für Menschenrechte bei 85 Prozent. In solch eine Rückfallstatistik fließen viele unterschiedliche Faktoren ein, und so ist es schwer, allgemein gültige Schlüsse daraus zu ziehen. Dass ehemalige recuperandos vergleichweise selten wieder straffällig werden, lässt sich jedoch mit Sicherheit sagen. Weil der Erfolg inzwischen weithin anerkannt ist, gibt es nun in rund 160 Gefängnissen Brasiliens, in Peru, Argentinien, Ekuador, den USA und Großbritannien Projekte, die nach dem Modell von APAC in São José dos Campos arbeiten. In Norwegen und Neuseeland wird an einer Umsetzung des Modells gearbeitet. In den meisten dieser Projekte wird das APAC-Programm in einer Abteilung eines Normalvollzuges durchgeführt, und die Aufgaben der Sicherheit und Ordnung übernimmt das Gefängnispersonal.
aus: der überblick 01/2000, Seite 75
AUTOR(EN):
Tobias Merckle:
Tobias Merckle ist Sozialpädagoge und arbeitet als Assistent des Präsidenten von Prison Fellowship International in Washington.