Unterricht auf Messers Schneide
Besonders gegen Ende der Trockenzeit häufen sich im Tschad Auseinandersetzungen zwischen Bevölkerungsgruppen. Darunter gibt es außergewöhnliche Fälle von Gewalt unter Jugendlichen an Schulen. Gerade an Gymnasien nehmen Gewalttaten von Schülern gegen Lehrer zu. Diese werden verharmlost oder gar nicht beachtet; wenig wird dagegen unternommen. Die Ursachen liegen in der Armut und Korruption. Aber auch Altlasten des Bürgerkrieges schüren die Alltagskriminalität von Jugendlichen.
von Helena Dali
Für drei Tage wurde der Unterricht an den Schulen der tschadischen Hauptstadt N'Djamena in diesem Schuljahr ausgesetzt. Die staatlich verordnete Suspendierung folgte der Ermordung eines Lehrers im Dezember 2002: Schüler und Schülerinnen des zweisprachig (arabisch-französisch) unterrichtenden Gymnasiums Lycée bilingue du Centre hatten einen ihrer Lehrer, Goloum Tando vor seiner Wandtafel erdolcht. Die Tat, verstanden als kollektiver in Sippenverantwortung ausgeführter Racheakt, war der Höhepunkt einer ausufernden Gewaltserie, in deren Verlauf Schulleitung und Lehrkörper von Jugendlichen über Tage hinweg in überfallähnlichen Szenarien bedroht und durch Messerstiche zum Teil schwer verletzt worden waren. Mit dem Unterrichtsausfall sollte der Ausweitung der Gewalt auf andere Einrichtungen und Viertel vorgebeugt werden.
Inzwischen ist bei den Bildungsverantwortlichen die anfängliche Betroffenheit über die erschreckend hohe Gewaltbereitschaft unter Jugendlichen in allgemeine Ratlosigkeit und Verunsicherung übergegangen. Statt die zahlreichen Probleme zu lösen, ergeht man sich in gegenseitigen Schuldzuweisungen und der Rechtfertigung des institutionellen Versagens.
Das Lycée bilingue du Centre liegt in einem durch Zuwanderung und Kleingewerbe geprägten, dicht besiedelten Stadtviertel. Es ist mit seinen traditionellen Lehmmauern kaum unterscheidbar von angrenzenden Wohn- und Geschäftsbehausungen. Seit der Schreckenstat sorgt ein käfigartiges Tor und ein zusätzlicher Wachmann für Sicherheit. Der Weg zum Schulleiter führt durch einen engen, aber sorgfältig bepflanzten Innenhof. Monate nach der Tat arbeitet Abdallah Gougou noch immer im Vorraum seines bescheidenen Büros, wo ein durchgeschnittenes Telefonkabel, Brandspuren und ein blutbefleckter Schreibtisch stumme Zeugen extremer Gewaltanwendung sind. In der Schule unterrichten 35 Lehrkräfte in 19 Schulzimmern 750 Kinder und Jugendliche, teils in Klassen beiderlei Geschlechts. Ethnische und religiöse Toleranz werden per Schulordnung dekretiert, im gelebten Alltag jedoch scheinen die Normen des muslimischen Sozialkodex in moderater Anwendung maßgebend zu sein.
Der Schulleiter Abdallah Gougou glaubt, in einer Unterrichtseinheit in sozialer Geographie mit expliziter Bezugnahme auf die Standesdifferenzen zwischen kamadja und den toubous den Auslöser der Gewaltserie zu sehen. In der feudalen Sozialordnung der im Nordosten lebenden Nomadenvölker belegten nämlich die kamadja als eine Art Leibeigene der toubous den untersten Platz als Oasengärtner oder Dattelbauer, eine Standeshierarchie, welche trotz moderner Verfassungsgrundsätze die Gesellschaftsordnung dauerhaft prägt. Monsieur Abdallah stellt sich auf den Standpunkt, dass man schlafende Hunde besser nicht weckt und im vorliegenden Fall die Lehrperson wenig pädagogischen Takt bewiesen hätte. Man hätte voraussehen müssen, dass sich die ohnehin schon latenten sozialen Spannungen durch solch implizite Gesellschaftskritik die Situation im Viertel verschärfen würden.
Was aus pädagogischer und gesellschaftspolitischer Sicht ein vertretbares, wenn nicht wünschenswertes Bildungsprinzip sein mag, machte den Unterricht in diesem Kontext in der Tat zum folgenschweren Risiko: Diejenigen Schüler, die selbst aus der Schicht der kamadja stammen, kompensierten postwendend ihre Kränkung über die ihrer Meinung nach diskriminierende und ehrverletzende Darstellung mit einer Hetzkampagne. Versuche der Schulleitung, durch Kontakte mit Eltern und Jugendlichen aus dem Viertel die sich abzeichnende Krise zu entschärfen, hatten wenig Erfolg. Besonders die erwachsenen Angehörigen der kamadja hätten die Rachegelüste stark geschürt. Eine zweifelhafte Rolle spielte im ganzen Prozess auch die Polizei, die durch willkürliche Verhaftungen zusätzlich Öl ins Feuer goss. Am Ende des Ramadans kam es - nach einer vorläufigen Beruhigung der Situation - mit dem Brandanschlag auf das Büro des Schulleiters zu einem weiteren Nachspiel im Viertel.
Zusätzlich zu den intern verursachten Konflikten werden auf dem Schulgelände laufend offene Rechnungen beglichen und Fehden aus den Wohnvierteln fortgesetzt, berichtet der Schulleiter.
Diese Serie von Ereignissen ist ein Ausdruck dafür, dass soziale Spannungen auch für Bildungsinstitutionen zum Risiko werden. Abdallah Gougou weicht deshalb der Frage nach den sozialen Hintergründen und den Beziehungsnetzen der konfliktträchtigen Nachbarschaft geschickt aus. Er sagt, Eltern und Großfamilie übernähmen zu wenig Erziehungsverantwortung. Einen Ausweg sieht er in der Tradition der moralischen Erziehung und der Orientierung an einer sekundären Sozialisierung der Schüler nach dem Vorbild der erfolgreicheren Missionsschulen wie beispielsweise des Lycée Sacre Coeur in N'Djamena.
Ngarmadjal Gami, Generalsekretär der tschadischen Lehrergewerkschaft, blättert unmotiviert durch ein gewerkschaftsintern erarbeitetes Memorandum, welches auf die bedenklichen Zustände an schulischen Einrichtungen aufmerksam macht. Er schaut ratlos aus, und sein Büro erweckt mit den Schachteln, Ordnern und Dossiers auf dem überquellenden Schreibtisch den Eindruck eines Krisenmanagements ohne absehbares Ende. Die Ereignisse des Lycée bilingue sind nur die Spitze eines Eisbergs. Gewaltausübung durch Schüler beiderlei Geschlechts richten sich gegen Lehrer und deren Angehörige, aber auch gegen Personen der Schulverwaltung und Mitschüler. Der Generalsekretär hat die ihm gemeldeten Tötungsdelikte und Fälle von Repression und schwerer Körperverletzung - ein gutes Dutzend im laufenden Schuljahr - aufgeführt und gemeldet, bedauert aber, dass die Schulbehörden gegen Schüler verhängte Sanktionen immer wieder unterlaufen.
Auch im Falle des Lehrermordes im Lycée bilingue du Centre vermutet Gami, dass die verhafteten Schüler unter dem Schutz von Familienfilz und Militär sich der Strafe entziehen können. Dass offiziell noch keine Verurteilung stattgefunden hat, sei ein weiteres Zeichen dafür, dass die politische Elite die Mordtat deckt. Wenn so schwere Vergehen nicht geahndet werden, stehen der Gewalt als Mittel zur Konfliktlösung weiterhin Tür und Tor offen. Die regionalen Bildungsdelegierten dagegen stellen das Phänomen aus der übergeordneten Perspektive verharmlosend dar und unterstellen den Journalisten nur allzu gerne Verschwörungstendenzen und Übertreibungen. In den Augen der direkt betroffenen Verantwortlichen nimmt die Gewalt in Konfliktsituationen tendenziell zu. In Schulen verschiedener Stadtteile von N'Djamena berichten Schulleiter und Aufseher, dass es im vergangenen Jahr zu Tätlichkeiten und tödlichen Messerstechereien gekommen sei. Der im Tschad chronische Mangel an Geld und Fachkräften - ein Euphemismus für die abgrundtiefe Armut - hat zu einer fatalen Unterversorgung des Bildungssystems geführt. Am schlimmsten betroffen sind dabei die Sekundarschulen und Gymnasien.
Die großen Geberorganisationen, einschließlich der Weltbank, unterstützen die Bildungsreformen in erster Linie auf der Stufe der Grundschule und der beschäftigungsorientierten Berufsbildung. Das Programm der schweizerischen staatlichen Entwicklungshilfeorganisation DEZA (Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit) hält für den Tschad am Konzept der Basiserziehung im Sinne der Dorfschulförderung und Erwachsenenalphabetisierung fest. Es gibt aber nur wenige Nachweise, dass die Erwachsenenalphabetisierung wirkt und die Lese- und Schreibfähigkeit anhält. Zudem droht das unter Geldmangel leidende öffentliche Schulwesen durch solche Strategien endgültig ausgehöhlt zu werden, und dies in einem Land, wo 42 Prozent der Bevölkerung jünger als 15 Jahre sind. Ohnehin ist es durch die beträchtlichen von den Eltern zu zahlenden Schulgebühren schon indirekt privatisiert.
Der Kollaps des Bildungssystems wird am Beispiel des Gymnasiums Felix Eboué in N'Djamena deutlich, das mit etwa 9000 registrierten Schülern zehn Mal so viele Schüler hat, wie vorgesehen. Das Schulgelände gleicht selbst während der morgendlichen Unterrichtszeit einem Bienenstock, wo sich Schüler und fliegende Händler zuhauf herumtreiben. Aus den meisten Klassenzimmern quillt ein Lärmpegel, der nicht gerade auf seriöses Lernen schließen lässt. Dass das Sekretariat stets belagert und der Schulleiter nie anwesend ist, vervollständigt das Bild des Missmanagements und der Disziplinlosigkeit. Die durchschnittliche Klassengröße beträgt offiziell über 200 Schüler. Höchstens die Hälfte der vorgesehenen jährlichen Unterrichtsstunden findet wirklich statt. Für guten Zusatzunterricht außerhalb der regulären Unterrichtszeit müssen die Eltern umgerechnet knapp 10 Euro pro Monat zahlen. Die konstante Unterforderung durch den häufigen Unterrichtsausfall und die Frustrationen im Schulalltag sind ein Nährboden für Gewalt und Aufruhr. Seit einiger Zeit muss die Polizei regelmäßig mit Tränengaseinsatz gegen unkoordinierte Schülerdemonstrationen vorgehen.
Obwohl die leere Staatskasse allgemein als Ursache für die Bildungsmisere angeführt wird, kann dies nicht darüber hinweg täuschen, dass auch unfähige Beamte und die unter den Interessen internationaler Geberinstitutionen ferngesteuerte, staatliche Bildungspolitik für die Missstände verantwortlich sind.
Es ist ein offenes Geheimnis, dass sich im Schutz des Präsidenten Idriss Deby, des Militärs und der politischen Elite Strukturen ausgewählter Clans um die Macht ranken. Im Alltagsjargon des Tschad heißen diese Korruptions- und Machtzentren les intouchables, Eliten, die nicht zur Rechenschaft gezogen werden können. Der Begriff ist Synonym für den zur Institution gewordenen ungeahndeten Machtmissbrauch und die schlechte Regierungsführung.
Seit alters her gehört es zur Kultur im Tschad, Waffen zu tragen - im Normalfall Messer. Waffen haben in Nomadenkulturen als Symbol männlicher Identität und Teil einer ausgeprägten Streitkultur eine hohe Akzeptanz. Ende der sechziger Jahre wurden weite Teile der nomadisierenden Bevölkerung von den Kriegsparteien militarisiert. Es erstaunt unter diesen Voraussetzungen nicht, dass nach langen Jahren der Bürgerkriegswirren Programme zur dauerhaften Demobilisierung recht wirkungslos blieben und unterdessen sogar die Schulkultur von dieser Bürgerkriegsvergangenheit eingeholt wird.
In der Stellungnahme der Lehrergewerkschaft wird auf die Tatsache hingewiesen, dass ältere Schüler systematisch in militante Operationen und Razzien unter Schmugglern einbezogen werden, was ihnen nicht nur Geld und Prestige innerhalb der Gruppe einspielt, sondern sie auch gegenüber den schlecht bezahlten Lehrern überlegen macht. Ihre Schulabschlüsse erzwingen sie notfalls auch mit Gewalt, meistens aber mit Geld. Diese als bogobogo oder élPves douaniers bezeichneten Schüler stammen mehrheitlich aus den historisch bildungsfernen arabisch-muslimischen Ethnien. Mit der zunehmenden Abwanderung dieser militarisierten Bevölkerung in die Stadt wird die ländlich geprägte Streitkultur in urbane Siedlungs- und Sozialstrukturen hineingetragen und der Frieden zwischen Bevölkerungsgruppen auf die Probe gestellt. Bandenartige Kriminalität nimmt zu, die Autorität an Schulen verfällt und die Diskriminierung von Jugendlichen aufgrund ethnischer Zugehörigkeit wird stärker.
An einigen Problemschulen haben Schulleiter und Lehrer engagiert eingegriffen und so Gewalt verhindert. Und eine Nationale Konferenz gab 1998 eine Reihe von Empfehlungen heraus, wie die Sicherheit innerhalb von Bildungseinrichtungen verbessert werden könnte.
Auch die Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation (UNESCO) hatte zuvor versucht, durch ein Programm für Schülerparlamente Ansätze einer Friedenskultur in den Schulalltag zu tragen. Der Erfolg dieser häppchenweise verabreichten Maßnahmen wird von der Lehrergewerkschaft jedoch als gering gewertet. Den Schülerkomitees COPES (Comités pour la paix dans les établissements scolaires) am Lycée Felix Eboué wird die Verantwortung für die Konfliktbearbeitung und die Bewältigung gesellschaftlicher und struktureller Altlasten aufgebürdet, während Staat, Eltern und Clans aus der Verantwortung entlassen werden.
Die Schüler aus den Friedenskomitees ziehen dann auch eine ernüchternde Bilanz: Mehr als die Hälfte aller Mitschüler sehen Gewalt als ein naheliegendes Mittel, Konflikte zu lösen. Sich aktiv für eine Kultur der friedlichen Konfliktlösung einzusetzen, sei dadurch sehr schwierig. Als Klassensprecher würden sie systematisch von Mitschülern provoziert und könnten sich kaum auf die Unterstützung der Schulleitung oder der Lehrer verlassen. Trotzdem halten die Jugendlichen an der Vision einer besseren Zivilgesellschaft fest und machen selbst vor der tabuisierten Kritik an der Politelite nicht halt: "Wir bemühen uns um eine friedliche Zukunft unseres Landes, um ein friedliches Nebeneinander von Schülern aus dem Norden und denjenigen des Südens. Die Leute, die hier Ärger machen, sind diejenigen, die Verbindungen und Geld haben und sich als die Privilegierten betrachten. Viele von denen besitzen Waffen, Mopeds und Videos und sind nur daran interessiert, den Unterricht zu stören und Streit zu säen." Im übrigen sei doch die technische Berufsschule auf der anderen Seite der Straße ein Beispiel dafür, dass es möglich ist, Disziplin, Gerechtigkeit und wirksamen Unterricht hinzukriegen.
Die Aussagen der Gymnasiasten stehen stellvertretend für eine neue Generation von Organisationen und Initiativen, welche sich gegen eine pauschale und vereinfachende Einteilung der Gesellschaft nach Ethnien - viehzüchtende und nomadisierende im Norden, bantudominierte und vom Ackerbau lebende im Süden - und für Integration, Versöhnung und Entwicklung einsetzt. Eine neue Zivilgesellschaft entsteht also, die allerdings der tschadische Vertreter von Swissaid treffend als "Lokomotive ohne Wagons" beschreibt.
Auf Wassersuche im TschadTrockenheit schürt KonflikteZivile Unruhen innerhalb verschiedener Clans und zwischen unterschiedlichen Volksgruppen, vor allem aber zwischen sesshaften Bauern und nomadisierenden Viehzüchtern haben nicht nur im Tschad, sondern in der gesamten Sahelzone eine lange Tradition. Trotzdem gehen einige Beobachter davon aus, dass in den letzten Jahren Häufigkeit und Heftigkeit der Konflikte zugenommen haben. Während der diesjährigen Trockenzeit hatten heftige zivile Unruhen in südlichen und südöstlichen Landesteilen für ernsthafte Besorgnis gesorgt. Erfahrungsgemäß drängen mit den knapper werdenden Ressourcen - wie Wasser und Weideflächen - Nomaden vermehrt in Gebiete ein, die nach traditioneller Regelung der Wanderviehzucht nicht offen stehen. Einige der blutigen Kleinkriege aber sind nicht dem demographischen Druck und der Ressourcenknappheit zuzuschreiben, wie von der Regierung entsandte Mediatoren verlauten ließen. Vielmehr stehen dahinter zum Teil Jahre alte Fehden und Zerwürfnisse zwischen Ethnien und Clans sowie ein generelles Misstrauen gegenüber traditionellen Autoritäten und der lokalen Administration. In der Präfektur Salamat, im Südosten des Landes, kamen bei tödlichen Auseinandersetzungen zwischen lokaler Bevölkerung und arabischen Nomaden circa 160 Personen um. Dabei wurden zahlreiche Dörfer geplündert und niedergebrannt, und mehrere ferricks (Zeltlager der Nomaden) zerstört. Die Regierung rief die Region zum Notstandsgebiet aus und stellte den betroffenen Bevölkerungsgruppen - schätzungsweise 6000 Personen - Nahrungsmittelhilfe zur Verfügung. Die Konfliktursache stand in keinem direkten Zusammenhang mit dem Zugang zu Wasserstellen oder Weideflächen. In MoVto, im Zentrum des Landes sind bei Stammesfehden zwischen den Ethnien Kouka und Kreda 78 Personen getötet worden. Dabei kamen auch moderne Handfeuerwaffen zum Einsatz. Es handelt sich hier um einen alten Konflikt, der in der diesjährigen Trockenzeit erneut ausbrach. Es wird davon ausgegangen, dass lokale Amtspersonen, Polizei und Militär bei zivilen Unruhen keine unwesentliche Rolle spielen. Ihr Interesse ist es, Konflikte zu schüren, um dann bei der Schlichtung - meistens in willkürlicher Anwendung islamischen Rechts - fette Bußen abzukassieren. Besonders in den südlichen Gebieten, wo viele der lokalen Administratoren aus Ethnien des Nordens stammen, kommt es regelmäßig zum offenen Konflikt. Als Herdenbesitzer verbünden sie sich mit den Familiennetzen der nomadisierenden Viehzüchter und avancieren damit zu regelrechten Vieholigarchen. Die tschadische Regierung ist mit den zur Verfügung stehenden Mitteln kaum in der Lage, diese Entwicklung zu kontrollieren und in den Regionen Recht und Sicherheit zu garantieren. Helena Dali |
aus: der überblick 03/2003, Seite 77
AUTOR(EN):
Helena Dali:
Helena Dali ist als selbständige Konsulentin in der Internationalen Zusammenarbeit tätig. Sie hatte unter anderem Mandate der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit der Schweiz (DEZA) und der Weltbank. In den letzten zwei Jahren hat sie auf Reisen in den Tschad intensive Kontakte zwischen Schulen in N'Djamena und der Weltbank, der GTZ und anderen Geberorganisationen und NGOs mit Aktivitäten im Bildungssektor hergestellt.