Kolumbien und Guatemala sind von Bürgerkriegen gezeichnete Länder. In beiden stehen kirchliche Hilfswerke seit langem an der Seite von Menschen, die sich für die Rechte der Opfer einsetzen. Das Engagement von einigen wird in diesem FORUM vorgestellt.
von Bernd Ludermann
Sie arbeiten unter ganz verschiedenen Voraussetzungen. In Guatemala ist der Bürgerkrieg seit gut zehn Jahren vorbei; die Wahrheit über den grausamen Konflikt – insbesondere die Verantwortung der Armee für die meisten Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung – ist von zwei Kommissionen offiziell festgestellt worden. Doch die Wunden sind noch nicht verheilt. Die herrschende Schicht, zu der viele Großgrundbesitzer gehören, verzögert bis heute Entschädigungen für die Kriegsopfer sowie die im Friedensabkommen versprochenen Reformen. Die indianischstämmige Mehrheit auf dem Land, die unter dem Krieg am meisten gelitten hat, bleibt in Armut gefangen und von politischem Einfluss weitgehend ausgeschlossen.
Unter diesen Umständen sucht Manolo García mit seiner vom EED unterstützen Organisation indigene Gemeinden zu stärken – wirtschaftlich, aber auch politisch. Sie sollen nicht nur ihr Land besser nutzen, sondern auch ihre Einflussmöglichkeiten als Wählerinnen und Wähler, um die Behörden stärker zur Rechenschaft zu ziehen.
In Kolumbien ist der Bürgerkrieg noch im Gang. Dort stehen sich zwei Guerillagruppen, die Armee sowie paramilitärische Formationen gegenüber, die von Teilen der Armee und so manchem Politiker und Unternehmer protegiert werden. Ein Antrieb der Gewalt sind Profite aus dem Drogenanbau. Präsident Uribe konnte einen großen Teil der Paramilitärs entwaffnen, nachdem er ihnen eine Teilamnestie zugesagt hatte – wer aussagt, muss auch für große Massaker höchstens acht Jahre hinter Gitter. Das ist unter dem Gesichtspunkt der Straflosigkeit umstritten und von begrenztem Nutzen: Die Zahl der Morde und Massaker ist gesunken und die Sicherheitslage hat sich in wahlpolitisch maßgeblichen Gegenden etwas verbessert, kaum aber in den vom Krieg am meisten betroffenen ländlichen Gebieten. Dort werden weiter Zivilisten vertrieben, die Rückgabe von geraubtem Land lässt auf sich warten.
Ana del Carmen Martinez gehört zu den Millionen in Kolumbien, die der Krieg zu Flüchtlingen im eigenen Land gemacht hat. Ihre Gemeinde, die von "Brot für die Welt" unterstützt wird, hat jedoch durchgesetzt, dass sie in ihre Heimat an der Pazifikküste rücksiedeln konnte, wo sie sich zur von Kämpfen freien Zone erklärte. Solchen Initiativen internationale Aufmerksamkeit und damit einen gewissen Schutz zu verschaffen, ist ein wichtiges Anliegen der deutschen kirchlichen Hilfswerke.
aus: der überblick 01/2007, Seite 155
AUTOR(EN):
Bernd Ludermann