Junge Frauen fertigen Schmuck aus Glasperlen und den Schalen von Straußeneiern
Für 23 Frauen vom Volk der San aus der Kalahari-Wüste in Botswana und Namibia, die zu den unwirtlichsten Gebieten im südlichen Afrika gehört, ist der Schmuckverkauf eine wichtige Einkommensquelle. Die Kollektion namens "Kalahari Eggshell Buttons" kann sich aber auch in Berlin oder Hamburg durchaus sehen lassen. Sie ist das Ergebnis einer ungewöhnlichen Zusammenarbeit zwischen dem Schmuck-Designer Mickael Kra aus Paris und den 23 Frauen.
von Bernd Ludermann
Der Verkauf von selbst gemachtem Schmuck ist eine der wenigen Möglichkeiten für San-Frauen, etwas Geld zu verdienen; der EED unterstützt sie dabei über einheimische nichtstaatliche Organisationen (NGOs). Ihre Kunden sind vorwiegend Touristen aus Europa und Amerika oder kommen aus der gehobenen Mittelschicht im südlichen Afrika. Die Frauen haben jedoch kaum eine Möglichkeit, den unter diesen Käufergruppen vorherrschenden Geschmack kennen zu lernen und sich darauf einzustellen. Das schränkt den Verkauf ihrer Schmuckstücke ein. Denn "dieser Markt verlangt eine ästhetisch anspruchsvolle Synthese aus afrikanischen und europäischen Mustern", erklärt Annette Braun, die Beraterin für Kulturaustausch beim EED.
Deshalb hat der EED auf Brauns Idee hin 23 San-Frauen zu einem Workshop mit Mickael Kra im Juni in Botswana eingeladen. Kra erwies sich als glückliche Wahl, denn er ist nicht nur ein bekannter Pariser Schmuck-Designer, sondern selbst ein Wanderer zwischen den Kulturen - seine Mutter ist Französin, sein Vater stammt aus Côte d'Ivoire. Kra nahm traditionelle Werkstoffe und Muster der San-Frauen auf und entwickelte sie unter Berücksichtigung des Geschmacks der Kunden weiter. So überzeugte er die Frauen, statt leuchtend bunter Perlen matte Farben wie Schwarz, Weiß und Silber zu verwenden. Schließlich entstanden vier Kollektionen, die Kra unter dem Namen "Perlen der Kalahari" auch in Europa zeigen will. Die Frauen wollen nun als Multiplikatorinnen die Anregungen weiter verbreiten.
Das Projekt ist auf großen Anklang gestoßen, berichtet Braun - nicht nur bei den Beteiligten. Die französische Botschaft wird Anfang November diesen Schmuck im Rahmen einer großen Modenschau in Johannesburg zeigen. Danach wird er in der Nationalgalerie in Windhoek vorgeführt. Und wo in Touristenzielen im Gebiet der Kalahari Schmuckstücke mit den neuen Designs angeboten werden, da hat die NGO, die die Vermarktung übernimmt, bereits eine erhöhte Nachfrage festgestellt.
aus: der überblick 03/2002, Seite 132
AUTOR(EN):
Bernd Ludermann :
Bernd Ludermann war viele Jahre Redakteur beim "überblick". Er arbeitet jetzt als freier Journalist in Hamburg und betreut unter anderem als Redakteur die Forum-Seiten im "überblick".